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762 Der heilige Johannes Chrysoswmus, Bischof:c.
hinausging, worauf er sich den Soldaten übergab, die ihn an den
Hafen führten, wo er ein Schiff bestieg, welches ihn hinüber brachte
nach Bythinicn.
Kaum hatte Chrysostomus seine Kirche verlassen, als unter dem
bischöflichen Sitze eine Flamme ausbrach, die ganze Kirche ergriff,
sie sammt allen Nebengebäuden in Asche legte, und nur einer Sa-
kristei schonte, in welcher die kostbaren Kirchengefäße verwahrt lagen.
Man hielt dieses für eine Fügung der Vorsehung, welche verhindern
wollte, daß nicht die Feinde des Chrysostomus sagen möchten, er
habe die Kirchcngcräthe für sich wegnehmen lassen, und diesen Raub
zu decken, die Flamme veranlaßt. Getrieben von einem heftigen
Winde, ergriff die Flamme, mit Schonung dazwischen liegender Hau-
ser, den Palast des Senates, und legte nach drei Stunden denselben
in Asche. Die Veranlassung der Fcucrsbrunst ist unentdeckt geblie-
ben. Viele Katholiken sahen sie für eine Erklärung des göttlichen
Zornes über die Verbannung des Patriarchen an. Die Feinde des
heiligen Chrysostomus aber schrieben sie dessen Anhängern zu. Daß
deßwegen peinliche Untersuchungen vorgenommen wurden, werden wir
in der Lebensbeschreibung der heiligen Olympias hören. Lhrysosto-
mus selbst ward in Bythinien mit seinen Reisegefährten angehalten,
und gesanglich verwahrt. Er kam, unpäßlich von der Reise, in
Nicäa an, wo er mehrere Tage ausruhte und sich erholte. Es
ward ihm kein Diener gelassen; dagegen bedienten und pflegten ihn
die Soldaten, die ihm zur Wache mitgegeben worden, mit zarter
Sorgfalt der Ehrerbietung und Liebe. Kukusum, ein Städtchen,
welches in einer öden Gegend Kleinarmenicns lag, und gerade zu
dieser Zeit den Strcifzügen der räuberischen Isauricr sehr ausgesetzt
war, wurde zum Aufenthaltsorte seiner Verbannung bestimmt. Auf
seiner Reise dahin hatte er unaussprechlich viel zu leiden, durch die
Beschwerlichkeit der Reise selbst, die Tag und Nacht fortgesetzt wer-
den mußte, durch ein Wechselfieber, und durch die Verfolgung feind-
lich gegen ihn gesinnter Bischöfe und Mönche, die er an einigen
Orten erdulden mußte. An andern Orten ward er hingegen durch
die zärtlichste Liebe und Verehrung besser gesinnter Menschen erquickt.
Siebenzig Tage, nachdem er Consiantinopel verlassen hatte,
kam er endlich in Kukusum an, wo er zwar die Luft für sich sehr
wohlthätig fand, aber im Winter jedesmal von der Kälte sehr viel
leiden mußte. Von allen Seiten wurden dem hochverehrten Patriar-
chen die rührendsten Beweise der größten Verehrung gegeben; von
Vielen ihm alles angeboten, was in ihrem Vermögen stand. Der
Bischof des Orts nahm ihn auf mit vieler Liebe, ja er wollte ihm
den öffentlichen Unterricht überlassen, welches Chrysostomus aber aus-
schlug, weil, wie er sagte, ihm, als einem Verbannten, die Führung
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen