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Am 17. Dezember. 765
mir, o Herr! eine Gnade erwiesen, welche nicht nur eines Kaisers,
sondern auch eines Bischofes würdig ist, indem du durch Verwah-
rung meiner Güter, mich vieler Sorgen, und der Unruhe über deren
gute Anwendung überhoben hast. Möchtest du, um meine Freude
vollkommen zu machen, befehlen, daß sie den Kirchen und den Ar-
men vertheilt werden. Schon lange fürchtete ich Regungen der Ei-
telkeit, welche bei Austheilung milder Gaben leicht entstehen, wenn
man sie selbst ausspendet. Auch möchten zeitliche Reichthümer mich
die wahren Güter versäumen machen, welche geistig und göttlich sind."
Der kaiserliche Beamte, der von Elpidius dazu angetrieben
wurde, und sich dem Kaiser gefällig erweisen wollte, schränkte, um
die junge Wittwe zum verlangten Entschlüsse zu nöthigen, ihre Frei-
heit so ein, daß ihr, weder die ucrchrtcsten Bischöfe zu sehen, noch
auch die Kirche zu besuchen, gestattet wurde. Erst in ihrem drei
und zwanzigsten Jahre, als der Kaiser Theodosius nach dreijähriger
Abwesenheit aus dem Abendlande zurück kam, und erfuhr, welchen
gottseligen Wandel Olympias führte, setzte er sie wieder in den voll-
kommenen Genuß ihres Vermögens und ihrer Freiheit. Sie war
von schwacher Leibesbeschaffenhcit, weil sie durch üppige Weichlichkeit
des vaterlichen, heidnischen Hauses in der Kindheit verzärtelt wurde.
Dessen ungeachtet übte sie dennoch strenge Abtödtung. Im Besitze
unermeßlicher Reichthümer gab sie den Bedürfnissen der Kleidung,
der Nahrung und des Schlafes nur das, was zur Erhaltung des
Lebens unumgänglich nothwendig war, und sah sich an als Schaff-
nerin Gottes in der Verwaltung ihrer Güter. In ihrem nothleiden?
den Mitmenschen speisete sie Jesum Christum, wenn er hungerte,
tränkte ihn, wenn er dürstete, kleidete ihn, wenn er nackt war, be-
suchte ihn, wenn er krank war, ging zu ihm, wenn er gefangen war.
Sie gab große Summ.« an Bischöfe zu milden Gaben in den
Provinzen, deren nicht eine gewesen seyn soll, in welcher ihr Almo-
sen nicht gespendet worden wäre. Sie beschenkte die Kirchen, die
Klöster, die Krankenhäuser, die Verbannten, und erkaufte zahllosen
Sklaven die Freiheit. Ihre Freigebigkeit wurde nicht selten miß-
braucht. Der heilige Chrysostomus, dem sie mit zärtlicher Vereh-
rung ergeben war, warnte sie, und seitdem ward sie behutsamer in
ihren Spenden, gab solche nicht nach Maaßgabe der Forderung,
sondern des Bedürfnisses. Da sie wußte, daß der Mensch nicht vom
Brode allein lebe, sondern von jedem Worte, das aus dem Munde
Gottes gchet; so benutzte Ne den Eingang, den ihre milden Gaben
ihr gewährten, den Brüdern und Schwestern Worte des Heils an's
Herz zu reden. Sie weinte mit den Büßenden, führte Verirrte auf
den rechten Weg, und gab Vielen heilsamen Rath, besonders auch
Frauen, die an Heiden vcrheirathet waren.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen