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766 Die heilige Olympias, Wittwe und Diakonissin.
Da sie noch sehr jung war, wurde sie von dem konstantino-
politanischen Patriarchen Ncctarius, der ihre Tugenden bewunderte,
zum Dienste der Kirche, als Diakonissin, bestellt. Von den besten
Männern ihrer Zeit, von Gregor von Nazianz, von Ampyilochus,
«on Gregor von Nyssa, von Epiphanius, ward sie hoch verehrt.
Letzterer erhielt sehr viel von ihr für die Armen der Insel Cypcrn.
Chrysostomus und Palladius redeten mit Entzücken von ihren Tu-
genden. Lautere Einfalt, tiefe Demuth, Liebe zu Gott gaben ihren
guten Werken den Werth, der allein vor Gott gilt, aus dessen Er-
barmung sie schöpfte. Nicht ein einziges, die Liebe des Nächsten
verletzendes Wort soll man je aus ihrem Munde gehört haben.
In der vorangehenden Lcbensgeschichte des heiligen Chrysostomus
haben wir gehört, daß dieser große Kirchenlehrer von seinem bischöf-
lichen Stuhle verstoßen, und mit bitterer Wuth von seinen Feinden
verfolgt worden sey. Diese Verfolgung traf mehr oder weniger auch
diejenigen, die mit vertrauensvoller Liebe an dem heiligen Bischöfe
hingen. Vorzüglich viel hatte die heilige Olympias seinetwegen zu
erdulden. Kaum hatte Lhrysostomus seine Kirche verlassen, als Feuer
in derselben ausbrach, und sie in Asche legte. Die Feinde des Lhry-
sostomus beschuldigten dcssm Anhänger, den Brand gestiftet zu ha-
ben. Gegen viele derselben wurde eine peinliche Untersuchung ange-
stellt. Viele wurden in die Gefängnisse geschleppt, und hart miß-
handelt. Am 29. August 404 gab der Kaiser endlich den Befehl,
die der Feuersbrunst Beschuldigten, sowohl Bischöfe, als andere aus
der Gefangenschaft zu entlassen, weil nach angestellter Untersuchung
Niemand schuldig erfunden worden war. Dessen ungeachtet stellte
der neuernanntc Stadtvogt Optatus eine neue Branduntersuchung
an. Eutropius, ein Kirchcnsänger, wurde auf grauenvolle Weise
gemartert, mit Feuer und mit Stahl, und gab in den Qualen den
Geist aus. Nach grausamer Marter ward der Priester Tygrius nach
Mesopotamien verbannt. Beide werden als Märtyrer verehrt. Ihre
kirchliche Gedächtniß wird am 22. Jänner begangen. Männer, Frauen
und Jungfrauen wurden auf gleiche Weise mißhandelt, deren einige
auf der Folter starben, andere im Kerker.
Optatus ließ auch die Diakonissinnen Olympias und Pentadia
vor seinem Richterstuhl erscheinen. Er fragte die Olympias: warum
sie das Feuer angelegt habe? Sie antwortete: „Das Leben, so
ich bisher geführt, m-ag mich wohl von dieser Beschuldigung frei:
sprechen. Wer viel Geld auf die Erneuerung der Kirchen gewandt
hat, wird wohl nicht Kirchen verbrennen!" Der Statthalter erwie-
derte: „Ja, ich weiß wohl, wie du lebst!" „Wohlan," sprach sie,
„so werde mein Ankläger, und laß einen andern richten!" Als Pen-
tadia, die, wie Chrysostomus sagt, nur ihr Kämmerchen und die
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen