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780 Der heilige InnoceMius,
Plündernde Gothen stürzten in das Haus der heiligen Mar-
cella, welche sehr große Reichthümer besessen, aber vorlängst ihre
ganze Habe den Armen gegeben hatte, und jetzt in gottseliger Ar:
muth lebte, mit ihrer Psiegtochter Principia. Sie forderten Gold
von ihr, ließen sich weder durch ihre Versicherung, noch durch ihr
schlechtes Gewand von ihrer Armuch überzeugen; mißhandelten mit
Stäben und mit Geißeln die betagte heilige Wittwe, welche, nur
für die junge Principia besorgt, die Soldaten fußfällig anflehte, diese
nicht von ihr zu reißen, an dieser nicht Frevel zu üben, gegen wel-
chen sie selbst ihre Jahre schützten. Gott rührte die Herzen der ro-
hen Krieger, daß sie nicht allein die Jungfrau unangetastet ließen,
sondern sie und die Marcella in die nach dem heiligen Petrus ge-
nannte Kirche führten. Schön sagt der heilige Augustin: „Das Un:
glück der Verwüstung, der Ermordungen, der Plünderung, der
Feucrsbrunst, jedes Drangsales, welches Rom in diesem letzten Wehe
betraf, widerfuhr ihm nach alt hergebrachtem Kriegesgcbrauch. Neu
aber war es, daß die sonst wilden Barbaren solche Schonung üb-
ten, daß die größten Kirchen auserkoren wurden zu Freistätten, wo
Niemand durfte angetastet oder herausgerissen werden, wohin viele
von mitleidigen Feinden geführt wurden. Wer nicht sieht, daß sol-
ches dem Namen Christi, der Zeit des Christenthums müsse zuge-
schrieben werden, der ist blind; und wer es sieht, ohne es zu loben,
der ist undankbar; und wer sich wider den Lobenden erhebet, der ist
unsinnig!"
Schon am dritten Tage nach der Einnahme zog Alarich mit
seinen Gothen aus Rom ab, und nicht lange nachher kehrte der hei-
lige Innocentius zu seiner trauernden Heerde wieder zurück. Mit
blutendem Herzen sah er die Verwüstung, hörte er den allgemeinen
Jammer. Durch die Tröstungen der heiligen Religion erleichterte er
die Gemüther der Gläubigen; durch väterlichen Rath und durch liebe-
volle Unterstützung suchte er das allgemeine Elend zu lindern. Vor
allem war er bemüht, den Blick seiner Hcerde von dem Vergängli-
chen auf das Unvergängliche zu richten.
Im Jahre 414 oder 41.5 wurde die traurige Spaltung, welche
seit fünf und achtzig Jahren in der Kirche von Antiochien bestand,
und deren schon öfters, besonders in dcn Lebensbeschreibungen der
Heiligen: Eustathius und Meletius erwähnt wurde, durch den Patri-
archen Alexander gehoben. Darüber bezeugte der heilige Papst große
Freude, und nahm die Patriarchat-Kirche von Antiochien, deren
Häupter seit der eustathianischen Trennung nicht anerkannt wurden,
in seine Kirchengemeinschaft wieder auf. Er starb am 12. März
des Jahres 417, nachdem er gegen fünfzehn Jahre der Kirche Jesu
Christi als Oberhirt mit Weisheit und mit Kraft vorgestanden war.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen