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Am 30. September, 783
habe. Manchmal habe er sich vor seiner Zelle geschämt, gleich als
sey sie mitkundig seiner Begierden, sich in dunkle Thäler vertieft,
oder sey zu gähen Felsen geflohen, um dort zu bethen. Dann sey
oft Ruhe in fein Herz gekommen; ihm sey gewesen, als vereinige er
seinen Lobgesang mit den Chören der Engel. Während seines Auf-
enthaltes in der Wüste erlernte er die hebräische und chaldäische
Sprache, deren Kenntniß er nachher zur Auslegung der heiligen
Schrift auf die segcnsvollste Weise anwendete.
Hieronymus verließ die Wüste im vierten Jahre des Aufenthal-
tes in derselben, kehrte nach Antiochien zurück, und ließ sich von
dem Bischöfe Paulinus bereden, die Priesterweihe zu empfangen, je-
doch nur unter der Bedingung, bei keiner besondern Kirche angestellt
zu werden, weil er die Freiheit nicht aufgeben wollte, in einer Wüste
als Mönch leben zu dürfen. Nach dem Jahre 359 war er in Con-
stantinopel, wo er die Chronik des Euscbius aus dem Griechischen
ins Latein übersetzte, und andere sehr nützliche Schriften verfaßte,
und im Jahre 382 reiste er nach Rom. Es ist wahrscheinlich, daß
er dahin berufen ward von dem Papste Damasus, der ihm den Auf-
trag gab, die verschiedenen, größtenthcils sehr mangelhaften Ueber-
setzungen der heilig.'n Schrift des neuen Testamentes miteinander zu
vergleichen, und eine richtigere Ausgabe derselben zu besorgen. Hie-
ronymus unternahm und vollendete diese große Arbeit, und der hei-
lige Ambrosius sagt mit Recht, daß man Gott für dieselbe nicht
genug danken könne. Gleiches Lob ertheilt derselben auch der heilige
Augustin.
Die strenge Lebensweise, welche Hieronymus zu Rom führte,
der Ruf seiner Beredtsamkcit, des weiten Umfanges seiner Kenntnisse,
und insbesondere seiner Schristkunde erwarben ihm viele Bewunde-
rer, Jünger und Iüngerinncn, auch unter den vornehmsten Matro-
nen der großen Stadt, welche Licht und Erbauung bei ihm suchten.
Oft sah er sich umringt von gottseligen Wittwen und Jungfrauen,
denen er die heiligen Schriften auslegte. Mehrere derselben sind den
Heiligen beigezählt, als wie die heilige Asella, die heilige Marcella,
die heilige Lea, die heilige Paulina u. a. m. Es fehlte auch nicht
an Männern, mit denen Hieronymus zu Rom im Bunde gottgefälli-
ger Freundschaft stand.
Nach dem Tode seines Gönners, des heiligen Papstes Dama-
sus, beschloß Hieronymus, Rom zu verlassen, und eine zweite Reise
in die Morgenländer anzutreten, sowohl um das heilige Land, als
auch um Aegypten zu besuchen. Er reis'te im Jahre 385 von Rom
ab in Begleitung seines Bruders Paulinus; seines Freundes, des
Priesters Vincentius, und einiger Mönche. Zu Antiochien blieb er
bis in die Mitte des Winters, bereiste dann in Begleitung gelehrter
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen