Seite - 784 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 784 -
Text der Seite - 784 -
784 Der
Juden ganz Palästina, und machte darauf cine Reise nach Aegypten,
zu der ihn vorzüglich bewogen hatte das Verlangen, den Dydimus,
dessen tieft Schriftkunde er bewunderte, kennen zu lernen. Nach der
Rückkehr aus Aegyptcn begab er sich nach Bethlehem. Da lebte
er in einer kleinen Zelle, war mit einem schlechten Gewände beklei-
det, nährte sich nur zur äußersten Nothdurst von Kräutern und Brod,
übte strenge Abtö'dtung, und widmete sich so rastlos der Arbeit, daß
er seinen Büchern, und seiner Feder nur wenige Stunden nächtlicher
Ruhe entzog. Er stand in Bethlehem einer Gesellschaft von Ordens-
männcrn vor. So lebte er fünf und zwanzig Jahre bis zu seinem
Tod.,'. Ein schleichendes Fieber hatte ihn nach und nach entkräftet,
seine Stimme war fast erloschen, und um die ihm am Herzen lie-
genden Geschäfte des Klosters zu besorgen, mußte er sich an einem
in sein, ohne Zweifel, hartes Bett hinabhangendcm Seile mühsam
aufrichten. Er starb am 30. September 420.
Hicronymus lebte, ich weiß nicht warum, mit der Costorina,
scincr Mutter Schwester, längere Zeit in Mißverhältniß. Mehrere-
inale versuchte er, sich mit ihr auszusöhnen durch Briefe, deren Ei»
ncr wörtlich hier stehen soll zur Bchcrzigung für Alle, die mit An:
dern in 'Zwiespalt leben.
„Johannes der Apostel und Evangelist, sagt in seinem Briefe:
7,Wer seinen Bruder hasset, ist ein Todtschläger," und sagt nicht zu
viel. Denn, wenn der Todtschlag aus dem Hasse entsteht, so ist
ja der, welcher den Haß in sich nähret, in dem Auge der Wahrheit,
die das Herz, und die That im Keime sieht, schon ein Todtschläger,
wenn gleich die Hand den tödtenden Streich noch nicht geführt hat.
Wozu dieser Eingang, — sprichst du? Dazu, daß wir dit alte
Hefe von Bitterkeit und Widerwillen doch einmal aus unserm Her-
zen schaffen, und Gott cine reine Wohnung bereiten möchten. „Zür-
net und sündiget nicht!'- spricht David, oder wie es Paulus voll-
ständiger dollmetschet: »Laßt die Sonne über eurem Zorn nicht un-
tergehen." Wie werden wir uns aber am Tage des Gerichtes recht:
fertigen können, nachdem wir die Sonne nicht etwa einen Tag, son-
dern so viele Jahre nach einander über unserm Zorn haben unterge-
hen lassen? „Wenn du dein« Gabe auf den Altar legen willst,"
spricht der Herr im Evangelium, „und es kommt dir zu Sinn, daß
dein Bruder etwas wider dich habe, so laß das Opfer vor dem Al-
tare liegen, und gehe, und versöhne dich mit deinem Bruder, dann
komm', und opfere deine Gabe." Wehe mir Elenden — mir, da-
mit ich nicht sage, auch dir, da wir so lange Zeit entweder gar
nicht geopfert, oder bei fortdauernder Erbitterung umsonst geopfert
haben! Wie war es doch möglich, im täglichen Gebethe zum Herrn
zu rufen: „Vergib uns unsere Schulden, wie wir unsern Schuldnern
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen