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30. September. 785
vergeben; indessen unser Herz immerfort der Zunge, und unsere Tha-
ten dem Gebethe widersprachen? Ich bitte dich also, wie ich dich
schon vor einem Jahre durch Briefe gebeten habe, — laß uns doch
den Frieden, den uns der Herr als Vermächtniß hinterlassen hat,
nicht so schnöde wegwerfen! Christus muffe Zeuge meines Wunsches
nach dem Frieden, und deines Sinnes für den Frieden seyn! Sieh'!
bald werden wir vor dem Richterstuhle Christi stehen, und da wird
entweder die Zwietracht, wenn sie zwischen uns fortdauern sollte ihre
Strafe, oder die Eintracht, wenn sie wieder hergestellt seyn wird,
ihrc Belohnung finden. Solltest aber du, welches Gott verhüten
wolle, auch dießmal mein Angeboth zurückstoßen, so werde wenigstens
ich nichts mehr zu verantworten haben. Dieser mein Brief wird,
sobald du ihn gelesen haben wirst, mich von aller Schuld los-
sprechen."
heilige Maria,
(Am 9. A!
Zur Zeit des Kaisers Theodosius, des Jüngern, lebte in Pala-
stina ein Mönch, Zosimas mit Namen, der in strenger Enthaltsam-
keit und in den gottseligen Uebungen des beschaulichen Lebens grau
geworden war. Er hatte in der Wissenschaft des Heils eine solche
Vollkommenheit erlangt, daß sehr viele, auch von ferne herkamen,
von ihm Anweisung zur Gottseligkeit zu empfangen, und an seinem
Eifer sich zu erbauen. Sein Geist war stets in die Betrachtung
des Himmlischen versenkt, und seine Zunge verkündete fortan Gottes
Lob durch Psalmgcsang. Drei und fünfzig Jahre hatte er auf solche
Weise gelebt, da ward er von dem eitlen Wahne beschlichen, daß er
nun die Vollkommenheit erreicht, und wohl kein Einsiedler und kein
Mönch in der Wüste seyn möge, der es in derselben höher gebracht
habe, und von dem er noch etwas lernen könnte. Allein Gott be-
lehrte ihn eines Bessern, indem er ihn durch einen gottseligen Mann
erinnern ließ, daß kein Mensch die höchste Stufe der Vollkommen-
heit erreicht zu haben wähnen dürfe, sondern jeder immer noch voll-
kommener zu werden streben muffe. Er wurde von dem Manne
aufgefordert, seinen Aufenthalt zu verlassen, und hinzugehen in ein
Kloster am Iordansiuffe. Der Greis gehorchte und sah bald viel
größere Beispiele der Vollkommenheit — Menschen, ganz in Gott
vertieft, die ein wahrhaft englisches Leben führten. Mit größtem
Eifer befliß er sich der Nachfolge.
Erster Band. 50
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen