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790 Der heilige Honoratus, Bi
jähre verschoben. Honoratus erkannte frühe die Gefahr eines solchen
Verschubcs, ließ sich unter die Catechumcncn aufnehmen, und nach-
dem er gehörig vorbereitet war, taufen. Mit dem wärmsten Eifer
widmete er sich der christlichen Gottseligkeit. Sein Vater in der
Bcsorgniß, daß er der Welt sich ganz entziehen möchte, suchte ihn
an derselben festzuhalten, indem er ihm die glänzenden Aussichten
vorhielt, die seiner warteten, ihm die Bckümmerniß der Familie vor
Augen stellte, wenn er dieselbe hintansetzen würde, und alle erdenk-
liche sinnliche Vergnügungen ihm verschaffte, durch die sein ernster
Geist zerstreut, und sein jugendliches Gemüth an die Welt gefesselt
werden sollten. Allein alle diese Bemühungen des irdisch gesinnten
Vaters blieben fruchtlos, so wie auch die Bitten der Mutter, und
das Zureden der Anverwandten, daß er den Glanz der Familie fort-
pflanzen sollte. Je mehr Honoratus in den Strom sinnlicher Freu-
den hineingezogen wurde, desto mehr erkannte er das Nichtige der-
selben , und desto heftiger sehnte er sich nach edleren Freuden, die
nur in der Vervollkommnung des Geistes, nur in Gott und in der
Tugend gefunden werden. Er verband mit den Uebungen der Gott-
seligkeit nun auch mannigfaltige körperliche Abtödtungen. Er be-
diente sich nur sparsam der einfachsten Nahrung, kleidete sich in ge,
meines Gewand, entfernte von sich alle eitle Zierde des .Körpers
und ertrug willig Ahndung und Hohn, die er deßhalb erdul-
den mußte.
Das Feuer seiner Gottseligkeit ergriff bald auch seinen Bruder
Venantius, und entstammte dessen Herz so sehr, daß er in kurzer
Zeit gleichen Schritt mit ihm auf dem Wege der Vollkommenheit
hielt. Die beiden Brüder kämpften, wie der heilige Hilarius sagt,
in rühmlichem Wetteifer mit einander, welcher von ihnen eifriger im
Gebethe, sparsamer im Genusse der Speisen, freundlicher im Reden,
und strenger in rauher Kleidung sey, — welcher am wenigsten
spreche, und am meisten bete, — am wenigsten schlafe, und am
meisten der geistlichen Lesung sich widme, — welcher am gelassensten
Unbilden ertrage, und der bereitwilligste zur Uebung der Barmher-
zigkeit sey, — am willigsten das, was er sich selbst entzogen, dem
Fremdlinge reiche, diesem seine Speise, und sein Bett überlasse, und
so in ihm Christum beherberge, und speise, — welcher am seltensten
von der Welt, am öftesten von Christus spreche und bei all' diesem
Streben nach Vollkommenheit in den eigenen Augen der Geringste
sey. Die wahre Gottseligkeit nöthigt auch denen, die nicht nach ihr
streben, Ehrfurcht und Bewunderung ab. Honoratus und sein Bru-
der wurden jetzt von 'hrcn Eltern nicht bloß geduldet, sondern hoch
geschätzt und herzlich geliebt. Der Ruf ihrer Tugend ward allge-
mein verbreitet, und allgemeine Bewunderung ihnen zu Theil. Je
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen