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802 Die heilige Monika und der heilige Augustin :c,
ob etwa Kinder in einem Spiel diese Worte zu sagen pflegten, erinnerte
sich aber nicht, deßgleichcn je gehört zu haben. Da drängte er die
Thränen zurück, sprang auf, und erklärte sich diese Stimme, als ein
von Gott ihm gewordenes Geheiß, sein Buch zu öffnen, und den
ersten Abschnitt zu lesen, auf den er im Aufrollen der Schrift stoßen
würde. Eiligst ging er an den Ort, wo Alipius noch saß; denn
dort hatte er das Büchlein der Briefe des heiligen Paulus liegen
lassen, als er aufgestanden war. Schnell nahm er's, schlug auf,
und las für sich in der Stille den Abschnitt, der ihm zuerst in die
Augen fiel. Es waren diese Worte: „Nicht im Fressen und Sau:
fen, nicht in Unzucht und Ueppigkeit, nicht in Hader und Neid!
Sondern ziehet an den Herrn Jesum Lhristum, und pfleget nicht
des Leibes zur Stillung der Lüste!" Röm. 13, 14. Hier hielt er
inne. Mehr bedürfte es nicht für ihn. Er war vollkommen über:
zeugt, daß Gott ihm diese Worte ans Herz lege. Mit ruhigem
Blicke zeigte er die Stelle dem Alipius; dieser las sie, und auch die,
welche unmittelbar auf sie folgte: „Den Schwachen im Glauben neh:
met auf," die er auf sich deutete, und dem Augustinus zeigte. Diese
Worte kräftigten ihn, er vereinigte sich zu gleichem Entschlüsse mit
Augustinus. Beide gingen nun zur heiligen Monika, und erzählten
ihr alles, wie es geschehen war. Sie frohlockte, jauchzte und pries
Gott, weil sie sah, daß sie weit mehr für ihren Sohn von ihm er:
halten, als sie, mit Seufzern und Thränen flehend, für ihn verlangt
hatte. Fest war nun, und unwandelbar Augustins Entschluß, sich
ausschlüßlich dem vollkommensten Dienste Gottes zu widmen. Er
wollte nur noch die nahen Ferien abwarten, und dann sein Lehramt
der Beredtsamkeit niederlegen. Als die Ferien eingetreten waren, be:
gab er sich mit seiner Mutter, seinem Bruder Navigius, seinem Her:
zensfreunde Alipius, und einigen andern auf das Landgut Cassicia:
cum, welches einem gewissen Verecundus gehörte, und unfern von
Mailand gelegen war. Er las nun die Psalmen, und ward ent:
zückt von der Hoheit dieser göttlichen Lobgesänge. Auch stärkte Gott
seinen Glauben durch auffallende Gcbethserhörung. Er litt an pei:
nigenden Zahnschmerzen. Auf sein und seiner gegenwärtigen Freunde
vereintes Gebeth, verließen sie ihn plötzlich. Er schrieb an den hei-
ligen Ambrosius, bekannte ihm seine vorigen Irrthümer, that ihm
kund seinen Entschluß, und bat ihn um Rath, mit was er sich zur
Begründung in seinen Vorsätzen beschäftigen solle. Ambrosius rieth
ihm die Lesung des Propheten Isaias an.
Bis gegen den Anfang der Fasten des Jahres 387 blieb Au-
gustinus zu Cassiciacum, widmete sich da mit seinen Freunden der
Betrachtung der göttlichen Wahrheiten, dem Gebethe, und übte eine
fehr einfache Lebensweise. Am Anfange oer Fasten kehrte er nach
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen