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Am 4. Mai und am 28. August. 803
Mailand zurück, stellte sich in die Klasse der Täuflinge, welche
die Ansuchenden genannt werden, und empfing in den Ostcrtagen die
heilige Taufe aus den Händen des heiligen Ambrosius. Nach eini-
gen Monaten trat er mit seiner Mutter, und mit seinen Freunden
die Rückreise nach Afrika an. Da wollten sie eine Stelle suchen,
wo sie sich dem Dienste Gottes ungestört und ganz widmen könnten.
Sie reisten miteinander nach Ostia an der Tiber Mündung, um
von da überzufahren in ihr Vaterland. Froh der Gnade, die ihrem
Sohne widerfahren war, sorgte Monika für die ganze kleine Gesell-
schaft, als wenn sie, sagte Augustinus, uns alle geboren hätte, und
diente uns, als wenn sie unser Aller Tochter gewesen wäre. Aber
näher schon, als der irdischen, war sie ihrer bessern, himmlischen
Zu Ostia standen Monika und Augustinus allein an einem Fen-
ster, woraus man den Garten des Hauses, in welchem sie herberg-
tcn, überschaute, und vertieften sich in frommen Gespräche über das
ewige Leben der Heiligen. Vergessend das Vergangene und das
Gegenwärtige versenkten sie sich in die Anschauung des Ewigen. Als
etwas Geringes schwand die Welt mit ihren Freuden vor ihren Au-
gen dahin. Endlich sagte die liebenswürdige Monika: „Sohn! was
mich betrifft, so hat nichts mehr einen Reiz für mich in diesem Le-
ben. Was ich hier noch machen soll, und warum ich noch hier bin,
weiß ich nicht, da keine Eroenyoffnung mir übrig ist. Eines war,
weßwegen ich in diesem Leben noch etwas zu verweilen wünschte:
daß ich dich als katholischen Christen sähe, ehe ich stürbe. Ueber
meine Erwartung hat mir Gott dieß gewährt, da ich dich als sei-
nen Diener sehe, der alles Erdenglück verachtet. Was mache ich
hier ferner?" Fünf oder sechs Tage nachher erkrankte sie. Einst
fiel sie in Ohnmacht. Beide Söhne eilten herbei. Bald kehrte ihr
das Bewußtseyn zurück; sie schaute umher und fragte: „Wo war
ich?" Traurig standen die Söhne vor ihr. „Werdet ihr eure Mut-
ter begraben?" fragte sie. Augustinus schwieg, und hielt die Thrä-
nen zurück. Navigius äußerte den Wunsch, daß sie nicht dort, son-
dern im Vatcrlande sterben möchte, welches, wie er sagte, glücklicher
wäre. Als Monika das hörte, warf sie auf ihn einen bekümmerten
Blick des Mißvergnügens, daß er so dächte, sah dann Augustinus
an, und sagte: „Was doch der da spricht!" dann sagte sie zu bei-
den: „Begrabet diesen Leib, wo ihr wollet, und seyd seinetwegen
ohne Sorge. Nur das bitte ich von euch, gedenket Meiner vor
dem Altare des Herrn, wo ihr auch seyir möget." Frühe hatte sie
den Wunsch geäußert, in Afrika, bei ihrem Manne begraben zu wer-
den, jetzt aber sagte sie: „Nichts ist fern von Gott, und ich fürchte
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen