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22. Juni. 809
chen Vorräthe, und überließ sie den Dürftigen; er befriedigte viele
Gläubiger, die ihre Schuldner hart drängten, und erlöste eine große
Anzahl Gefangener durch große Summen. Unzählige in der Nähe
und aus der Ferne erfreuten sich der Wohlthätigkeit des gottseligen
Priesters. Unzählige Thränen wurden durch ihn getrocknet, und
Hunderte der Bekümmerten durch seine Gaben erleichtert. Der Ruf
von der Veränderung, welche mit Paulinus vorgegangen war, ver-
breitete sich um so schneller, je größer der irdische Ruhm war, den
er bisher allgemein genossen hatte. Sein Betragen wurde von Vie-
len hoch bewundert; aber auch von Manchen getadelt. Unter diesen
war sein Lehrer, der berühmte Ausonius, der ihm deßwegen in einer
freundschaftlichen Zuschrift Vorwürfe machte; allein dadurch ließ sich
Paulinus nicht irre machen, auf dem einmal betretenen Wege stand-
haft fortzuwandeln, beherzigend die Warnung des Sohnes Gottes:
„Niemand, der seine Hand an den Pflug legt, und nach dem
sieht, was hinter ihm ist, ist zum Reiche Gottes tauglich." (Luk.
9, 61.)
Er verließ nicht lange nachher, als er zum Priester geweiht
worden war, Barccllona, und reiste nach Italien. Der heilige Am-
brosius bewies ihm große Verehrung, und bemühte sich, aber frucht-
los, ihn für den Dienst der mailändischen Kirche zu gewinnen. Von
Mailand kam Paulinus nach Rom, wo er von der Geistlichkeit, und
selbst von dem Papste Siricius nicht so gute Aufnahme fand, weil
er zum Priester geweiht worden war, ohne daß die, damals schon
festgesetzten Zwischenzeiten von den niedern zu den höhern Weihen
wären beobachtet worden. Wohl waren dadurch die kirchlichen
Satzungen verletzt worden; allein Paulinus hatte daran die kleinste
Schuld, da er zur Annahme der Priesterweihe gezwungen ward.
Von Rom verfügte er sich nach Nola, einer Stadt in dem heutigen
Königreiche Neapel. Fünfzehn Jahre vorher schon hatte er sich auf
einem seiner Landgüter nahe bei dieser Stadt aufgehalten, eine vor-
zügliche Verehrung gegen den heiligen Märtyrer Felix gewonnen,
und sich denselben zum besondern Patron gewählt. Die Geschichte
dieses Heiligen war es vorzüglich, die ihn bewog, der Welt zu ent-
sagen, und schon damals ward das Verlangen in ihm rege, seinen
beständigen Aufenthalt bei Nola zu nehmen. Er bezog jetzt um das
Jahr 394 ein kleines, nur etwa fünfhundert Schritte von der Kirche,
in welcher die Gebeine des heiligen Felix ruhten, entlegenes Land-
gütchen , und nährte sich von den geringen Erträgnissen desselben.
Da übte er eine sehr strenge Lebensweise. Er lag fast immer dem
Gebethe und der Betrachtung ob, meistens in der Kirche des heiligen
Felix; er fastete strenge, trug ein schlechtes Gewand, und all sein
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen