Seite - 813 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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Am 20. Dezember. 813
und in öffentlichen Würden stand, dessen Name aber nicht auf uns
gelangt ist. Er starb, da sie noch nicht 23 Jahre alt war, und
von drei Kindern, so er hinterließ, folgten ihm zwei im Jahre sei-
nes Todes. Nur ein Sohn blieb ihr, Namens Publikola. Sie
meinte, daß ihr die Gabe, ihren Sohn recht zu erziehen, nicht ver-
liehen sey, brachte ihm daher das schwerste Opfer, so sie ihm brin-
gen konnte, aus Liebe für ihn von ihm sich zu trennen, ihn andern
Handen in Rom anzuvertrauen, und reiste, entschlossen, sich ganz
dem Dienste Gottes zu widmen, mit Rufinus von Aquileia, einem
verdienstvollen Manne, über Aegypten in's heilige Land. Sechs Mo-
nate verweilten sie in den Einöden des Berges Nitria, wo sie die
Einsiedler besuchten. Melania hatte zwar ihre großen Reichthümer
für den Sohn bei Seite gelegt, bezog aber doch noch ansehnliche
Einkünfte, welche sie zu guten Werken verwandte.
Die Katholiken wurden um diese Zeit von den Arianern, die
der Kaiser Valens so sehr begünstigte, vorzüglich in Aegypten hart
verfolgt. Auch Melania ward da, sowohl wegen ihrer Freimüthig-
keit im wahren Bekenntnisse, als auch wegen des Beistandes, den
sie den Katholiken leistete, vor einen Richter geführt, welcher, ihren
Muth bewundernd, sie frei gehen ließ. Drei Tage lang hatte sie
fünftausend verfolgte und verborgene Einsiedler ernährt. Nach einem
bereits zehnjährigen Aufenthalte in Aegypten, reiste sie nach Palä-
stina, wo sie zwölf Bischöfe, die nach Diocäsarea in Galiläa, weil
sie für den katholischen Glauben muthvoll kämpften, verbannt waren,
mit großem Eifer der Liebe pflegte. Der römische Landvogt hatte
verboten, diesen Bekenncrn irgend einen Beistand zu leisten. Mela-
nia schlich bei Nacht, in ein schlechtes Gewand gehüllt, zu ihnen
und labte sie. Da ward sie ergriffen, und vor den Landvogt ge-
stellt. Sie sprach zu ihm mit Würde, indem sie ihm frei heraus-
sagte, wer sie sey. Da entschuldigte er sich gegen sie, und entließ
sie mit voller Freiheit, die Bekenner zu besuchen und zu erquicken,
wann sie wollte.
Melania stiftete zu Jerusalem ein Nonnenkloster, wo sie mit
fünfzig Ordenspersoncn lebte. Sieben und zwanzig Jahre blieb sie
dort, nahm sich mit herzlicher und thätiger Liebe der Pilgrime an,
zeigte großen Eifer für die wahre Lehre, übte Werke der Liebe jeder
Art, und erbaute durch tadellosen Wandel das Volk, leuchtete den
Frommen vor durch hohe Gottseligkeit. Palladius sagt, in allen
Ländern, von Persicn bis Britannien, wüßten solche von Melania
zu erzählen, die sie als Pilger, oder als Pilgcrinnen gelabt hätte.
Paulinus von Nola spricht von ihr mit hoher Bewunderung, und
auch Hieronymus schreibt sehr rühmlich von ihr. Ihr Sohn Pub-
likola zeichnete frühe sich aus durch Gaben des Geistes, und durch
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen