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Am 25. Juni. 821
kurze Abwesenheit des Germanus, licß den Baum fällen, und die
Thierköpfe weit von der Stadt wegschaffen. Gcrmanus kam zurück, und
zürnte so heftig, daß er Todesdrohungen wider den Bischof aussticß.
Dieser entfernte sich, aber aus ganz anderer Absicht, als man
glaubte. Gott hatte ihm gcoffenbaret, daß er bald sterben sollte,
und daß Germanus ihm zum Nachfolger ersehen wäre, welcher das
heilig« Amt noch würdiger, als er, verwalten würde. Amator reiste
nach Autun, wo jetzt Julius war, der oberste Befehlshaber der rö-
mischen Truppen in Gallien, um von ihm Erlaubniß zu erhalten,
dem Germanus die heiligen Weihen zu geben, welche dieser als kai-
serlicher Befehlshaber des Heeres, ohne Erlaubniß nicht empfangen
durfte. Er erhielt die Erlaubniß. Seine Rückreise wurde verherr-
lichet durch Wunder. Als er heimgekommen war, versammelte er
das Volk von Auxerre in seiner Wohnung, kündigte ihm an, daß
er bald sterben würde, ermähnte es, sich umzusehen nach einem, der
stark genug wäre, Schildwache zu seyn im Hause des Herrn; und
da ihm Niemand antwortete, ging er mit demselben in die Kirche.
In dieser war auch Germanus, bekleidet mit seinen Waffen. Als
der Bischof hinein trat, rief er laut, wer Waffen habe in heiliger
Stätte, soll sie ablegen! Es geschah. Dann hieß er die Pförtner
die Thüren schließen, ging daraus, begleitct von der ganzen Geist-
lichkeit und den angesehensten Lajcn, gerade zu auf den entwaffneten
und staunenden Germanus, rief über ihn an den Namen des Herrn,
gab ihm die geistliche Haarschur, und weihetc ihn und sprach:
„Strebe, lieber und ehrwürdiger Bruder! die Ehre, die jetzt dir wi-
derfahren,, rein zu erhalten, denn Gott wil l , daß du nach meinem
Tode Hirt dieser Kirche seyest." Gleich darauf ward Amator krank,
fuhr aber fort, seine Gläubigen zu unterrichten, und legte ihncn an's
Herz, dafür zu sorgen, daß Germanus nach ihm Bischof würde.
Am 1. Mai des Jahres 418 fühlte er sich kränker, sprach noch un-
ter den Schmerzen, tröstete die Weinenden, empfahl ihncn nochmals
die Wahl des Germanus, ließ sich in die Kirche tragen, in den bi-
schöflichen Stuhl setzen und verschied. Die Geistlichen und das ganze
Volk vereinigten sich in der Wahl des Germanus. Dieser hatte,
gleichsam überrascht, die erste Weihe angenommen, ohne Widerstand
zu thun, weil ihn das Gefühl des göttlichen Willens überwältigte;
jetzt aber widerstrebte er, da er zum Bischöfe sollte geweiht werden,
ja, er hatte Leute mit sich geführt, die ihn gegen Gewalt vertheidi-
gen sollten. Als nun aber auf einmal auch diese sich für die Wahl
erklärten, unterstand er sich nicht, länger sich zu sträuben gegen Got-
tes Willen, empfing die heiligen Weihen, und ward nun ein ande-
rer Mensch. Seine Habe gab er der Kirche und den Armen; seine
Frau ward ihm Schwester. Er lebte in außerordentlichen Abtödtun-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen