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Am 25. Juni. 825
den Zug. Jener war sehr betroffen, konnte einer solchen Unerschrocken?
heit seine Bewunderung, und dem ehrwürdigen Manne seine Hochachtung
nicht versagen. Es kam zu einer Unterhandlung, in welcher Eochari-
kus versprach zurück zu ziehen, in der Erwartung, daß Germanus den
Aufrührern von dem Kaiser Walentinian Verzeihung erlange.
Unverzüglich trat Germanus die Reise an zu dem Kaiser, der
in Ravenna sich aufhielt. Ueberall, wo er durchreiste, ward ihm
große Verehrung bewiesen. Der Ruf seiner Gottseligkeit und seiner
Wundergabe, die auch auf dieser Reise sich kräf.ig bewies, ging
überall vor ihm her. Einem geräuschvollen Empfange auszuweichen,
kam er des Nachts in Ravenna an. Seine Ankunft ward aber bald
ruchbar, und von allen Seiten wurden ihm große Ehrenbezeugungen
bewiesen, vom Erzbischofe Petrus Chrysologus, von dem kaiserlichen
Hofe und von dem gesammten Volke. Die Kaiserin Placidia, Mut-
ter Valcntinians, schickte ihm ein sehr gvoßes Geschirr, ganz von
Silber, mit köstlicher Speise. Germanuö sandte der Kaiserin in ei-
ner hölzernen Platte ein Gerstenbrod entgegen. Placidia ließ nach-
her diese Platte mit Gold überziehen, und bewahrte sie als ein> theu-
res Andenken von dem hochverehrten Manne. Durch das Gersten-
brod sollen mehrere wunderbare Heilungen geschehen seyn.
Zu Ravenna erweckte Germanus den Sohn des kaiserlichen
Kanzlers Volusianus, den ein Fieber schnell dahin gerafft hatte,
durch sein Gebeth wieder in's Leben. Auch andere Wunder hat Gott
durch ihn in dieser Stadt gewirkt. Er fand den Kaiser sehr ge-
neigt, den Bewohnern der armorischen Küste Verzeihung ihres Auf-
ruhrs zu gestatten; allein diese ließen aufs Neue ihre aufrührerische
Gesinnung ausbrechen, wodurch die Absicht der Reise des heiligen
Germanus ganz vereitelt wurde. Schon bei seiner Durchreise nach
Italien hatte der heilige Bischof dem, Priester Senator in Gallien
gesagt, daß sie einander nicht mehr sehen werden. Als er zu Ra-
venna eines Morgens mit einigen Bischöfen in freundschaftlichem Ge-
spräche sich unterhielt, sagte er zu ihnen: „Liebste Brüder! ich em-
pfehle euch mein Ende. Es kam mir in der letzten Nacht vor, als
sähe ich unsern Herrn, der mir zu einer Reise Glück wünschte, und
mir sagte, daß ich heim zur ewigen Ruhe reisen werde." Wenige
Tage darauf wurde er krank. Die ganze Stadt ward dadurch in
große Bekümmcrniß versetzt. Die Kaiserin selbst besuchte den Kran-
ken, dem sie auf sein Bitten versprach, seinen Leichnam nach Gallien
bringen zu lassen. Am siebenten Tage, nachdem ihn die Krankheit
befallen hatte, gab er seinen Geist auf, am letzten Tage des Monats
Juli, im Jahre 448.
Der Erzbischof Petrus Chrysologus, und die in Ravenna an-
wesenden Bischöfe theilten unter sich des Verstorbenen ärmliches Ge-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen