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828 Der heilige Petrus Chrysologus, Erzbischof:c.
größte Gefahr drohten; je mächtiger der Parteigeist im Innern des
Reiches, und selbst am kaiserlichen Hoflager waltete, der in dem
Ausbniche und in der Befriedigung der furchtbarsten Leidenschaften
sich zeigte: desto sorgfältiger bewachte Petrus Chrvsologus seine gläu-
bige Heerde; desto angestrengter verkündete er die reine Lehre; desto
eifriger ermunterte er zur Bewahrung reiner Sitten; desto muthvol-
ler setzte er dem Sturme der Zeit, und den dadurch aufqcr.gten Lei.-
denschaften durch den wohlthätigen Einfluß der heiligen Religion sich
entgegen, und desto anhaltender verharrte er im Gedetl?e zu Jesus
Christus, daß er seiner Kirche in so angstvoller Zeit beistchcn, und
aus dem gewaltigen Sturme sie glänzender hervorbringen wolle. Es
hielten sich fortwährend viele Fremdlinge, darunter auch Barbaren,
weil sie mußten, oder weil sie wollten, in Rauenna auf. Waren
sie Ungläubige, oder Irrgläubige, oder Lasterhafte, so bemühte sich
der eifrige Oberhirt durch zuvorkommende Liebe sie zu gewinnen,
durch sanfte und gründliche Belehrung dem heiligen Glauben zuzu-
führen, und durch väterliche Ermunterung und Mahnung auf bessere
Wege zu führen. Gott unterstützte das Bemühen durch seine mäch-
tige Gnade. Viele der Ungläubigen empfingen die heilige Taufe,
und viele verdankten dem eifrigen Diener Gottes die Rückkehr in
den Schoos der katholischen Kirche, und die Besserung ihres Wan-
dels. Blieb die Bemühung des frommen Erzbischofes an manchen
seiner Pflcgcmpfohlencn auch lange fruchtlos, waren sie dem unfrucht-
baren Feigenbäume gleich, so zog er seine Hand nicht zurück, gab
«her sich selbst, als dem Baume die Schuld, pflegte denselben noch
sorgfältiger, flehte Gottes Langmuth an, und rief unter Thränen zu
ihm um Beistand sowohl für sich selbst, als für sie, an deren Pfle-
gung sein brennender Eifer nicht ermüdete.
Wie der heilige Augnstin zu Hippo in Afrika, so versammelte
Petrus Chrysologus zu Rauenna die Geistlichen seiner Kirche um
sich, und lebte mit ihnen gemeinschaftlich in einem Hause, welches
er nicht ferne von dem ursinischen Palaste erbauen ließ. Die ge-
meinsame Lebensweise ward nach einer festgefetzten Regel, vielleicht
nach der des heiligen Augustins, geführt, und der Erzbischof leuchtete
in der pünktlichen Beobachtung derselben allen Andern vor. Der
unzähligen Sorgen und Arbeiten ungeachtet, war er doch immer bei
den gemeinschaftlichen Gebethen, und bei dem Psalmgesange, denen
er auch viele Stunden der Nacht widmete, zugegen. Sein Herz
war so erglüht von der zärtlichsten Liebe zu Jesus Christus, daß er
einmal, als er über die Leiden des Heilandes öffentlich sprechen
wollte, in lautes Seufzen ausbrach, viele Thränen vergoß, und ohne
ein Wort hervorzubringen, die Kanzel wieder verlassen mußte. Seine
Lebensweise war sehr streng. Durch die Last der Arbeiten und der
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen