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840 Der heilige Severinus, Abt und Apostel der Noriker.
wohner der Stadt Ouintana durch die öftern Einfalle der
nen sehr übel behandelt, verließen daher ihren Wohnplatz, und be-
gaben sich nach Paßau. Der Feind ging ihnen nach, in der Hoffl
nung, dort größere Beute zu machen. Der heilige Severinus cr-
mahnte die Römer zur Andacht, und sagte ihnen vor, sie würden
zwar den Feind überwinden, jene aber, wclchc seine Ermahnung
verachten, elend umkommen. Die Feinde wurden also angegriffen
und geschlagen'. Hierauf befahl der Heilig« den Seinigcn, sie soll-
ten alle mit ihm nach Lorch gehen, weil Paßau noch immer in gro-
ßer Gefahr stehe. Vicle folgten ihm. Einige blieben zurück und
kamen durch die bald darauf einfallenden Thüringer um das Leben
oder in die Gefangenschaft. Von Lorch nahm Severinus sein Volk
auch mit sich hinweg, und führte es weiter hinab an die Donau,
wo es mit den Rugiern im Frieden lebte.
Da Sevcrinus am Ende seines Lebens war, ließ er, unablässig
besorgt für die Wohlfahrt des Volkes, den König der Rugier, Fcva
oder Fclethius, mit seiner grausamen Gemahlin Gisa zu sich bitten,
welche ihm auch den Besuch gewährten. Freimüthig ermähnte er
den König, seine Unterthanen so zu behandeln, wie er es vor Gott
zu verantworten sich getraue. Nachdrücklich sprach er der Königin
an das Herz, sie möchte aufhören, die Unschuldigen zu unterdrücken,
damit nicht ihre Noth die königliche Macht noch mehr schwäche, denn
sie habe den König oft von seiner Sanftmuth abwendig gemacht.
Nachdem diese hohen Personen hinweg waren, sagte er den Seinigen
sein nahes Lebensende vor, die gänzliche Verheerung dieser Gegend
durch die Feinde, und daß die Bewohner derselben nach Italien aus-
wandern werden, bat sodann, daß auch seine Leiche mitgenommen
werde. Am dritten Tage des Jahres 482 ward er vom Seitenste-
chen ergriffen. Der Schmerz hielt an. Um Mitternacht ließ er die
Brüder zu sich rufen, stärkte sie durch lehrreiche Ermahnungen, und
tröstete sie durch väterliches Zureden, welches er mit den Worten
schloß: „Was halte ich euch aber auf, lieben Söhne! Weiter ist
nichts mehr übrig, als daß ich euch mit den letzten Worten des
Apostels tröste, welcher sagt: Nun befehle ich euch Gott und dem
Wort seiner Gnade, welcher mächtig ist, euch zu erhalten, und euch
die Erbschaft zu geben in seiner Herrlichkeit. Ihm sey Ehre von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen/- Nun gab er Allen den letzten Kuß
der Liebe, empfing die heilige Wegzehrung, bezeichnete sich mit dem
heiligen Kreuze, und befahl den Brüdern, sie sollten singen. Da sie
aber vor Betrübniß zögerten, sing er selbst den Psalm an: „Lobet
den Herrn in seinen Heiligen, und alles, was Odem hat, lobe den
Herrn!" Alsobald verschied er — am 8. Jänner. —>
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen