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Am 1. Jänner. 865
und allgemeine Liebe und Verehrung ihm bezeigt wurde. Fulgentius
ging zu ihm, offenbarte ihm seine Gesinnung und den Wunsch, von
ihm in das Kloster aufgenommen zu werden. Der Bischof wies
ihn anfänglich ab, in der Bcsorgniß, daß ein so vornehmer, reicher
und in der Fülle des Wohlstandes erzogener Jüngling in den stren-
gen Uebungen des klösterlichen Lebens nicht ausharren werde. Erst
nach einer langen Probe gestattete er ihm die Aufnahme. Mariana,
die Mutter des Fulgentius, ward dadurch tief bekümmert. Sie eilte
zu dem Kloster, und forderte jammernd und schreiend ihren Sohn
aus demselben zurück. Sie weinte um ihn, als wäre cr gestorben,
und machte dcm Faustus im Uebermaaße ihres Schmerzens bittere
Vorwürfe. Fulgentius ward zwar innigst gerührt durch so großen
Jammer der geliebten Mutter; beharrte aber doch mit männlicher
Standhaftigkeit auf dem einmal gefaßten Entschlüsse. Er blieb im
Kloster, und überließ sein sämmtliches Vermögen der Mutter, nach
deren Tod es seinem jüngern Bruder Claudius zufiel. Viele von
seinen Freunden folgten seinem Beispiele. Sie verließen, wie er, die
Welt, um in klösterlicher Einsamkeit, sich ganz dem Dienste des Herrn
zu widmen.
Als die Verfolgung der Rechtgläubigen unter Huncrich wieder
heftiger zu werden ansing, mußte Faustus sein Kloster verlassen, und
von einem Orte zum andern wandern, damit cr den Verfolgern ver-
borgen bleibe. Dieses bewog den Fulgentius, in ein anderes be-
nachbartes Kloster zu gehen. Selbst Faustus rieth ihm, es zu thun.
Felir, der Abt dieses Klosters, und vertrautester Freund des Faustus,
wollte dem Flllgcntius die Regierung des Klosters überlassen, weil
er ihn derselben würdiger achtete, als sich selbst. Da aber Fulgen-
tius dessen sich standhaft weigerte, kamen sie endlich überein die Re-
gierung gemeinschaftlich zu verwalten, womit die Mönche sehr zufrie-
den waren. Fulgcntius übernahm den Unterricht der Mönche und
anderer, die solchen verlangten. Felix besorgte die Leitung der häus-
lichen Geschäfte des Klosters, insbesondere die Aufnahme und die
Bewirthuug der Fremden, die zahlreich dahin kamen. Nach einiger
Zeit wurden die einsamen Bewohner dieses Klosters durch wieder-
holte Ucberfälle der Barbaren so sehr beunruhiget, daß sie sich ge-
nöthigct sahen, den Ort ganz zu verlassen und anderswo einen ruhi-
gen Aufenthalt zu suchen. Nach einer langen und beschwerlichen
Wanderung ließen sie sich endlich, auf die liebevolle Einladung eini-
ger Gläubigen, in dcm furchtbaren Gebiete Sicqua nieder.
Fulgentwl, halte licdcr unier dem c^chorsame gelebt, als das
Amt eines Vorstehers bekleidet. Dieser Umstand, und der Wunsch,
Lrstcr Vand, 55
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen