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4 Der heilige Benedict, Ordensstiftcr und Abt.
dcr Große, bemerkt, der Name Benedictus, (der Gesegnete) sey ihm
nicht ohne geheime Fügung Gottes gegeben worden, anzudeuten den
himmlischen Segen, mit dem er selbst sollte überhäuft werden, und
den er so reichlich auf andere verbreitete. Der nämliche Geschicht-
schreiber sagt, daß Bcncdict als Knabe schon Greisensinn in seinem
Herzen getragen habe. Die Aeltern schickten ihren hoffnungsvollen
Sohn zum Studieren nach Rom. Als er da das Verderben der
Sitten bei dcr römischen Jugend wahrnahm, und sich, als ein
Knabe, noch nicht Klugheit und Erfahrenheit genug zutraute, allen
Fallstricken dcr Verführung auszuweichen, entschloß er sich, auf einige
Zeit den Umgang mit andern ganz zu vermeiden, bis er sich in der
Tugend mehr befestiget hatte. Beim ersten Eintntte in die Welt zog
er den Fuß wieder zurück, um nicht in dcn Abgrund zu stürzen.
Er ging aus Rom heimlich weg, und nahm den Weg nach cincr
Wüste. Seine Amme, Cyrilla mit Namen, entdeckte scine Absicht,
folgte ihm bis in dcn Flcckcn Asile (nach Andern Asylum) wo sie
ihm Gelegenheit gab, sein erstes Wunder zu thun, indem auf sein
brünstiges Gebeth die Theile eines Siebes wieder vereiniget wurden,
welches sie von einer Nachbarin geborgt und zerbrochen hatte. Er
verließ insgeheim die Cyrilla, und begab sich nach Sublacum (Sub-
jago), einen eine Tagreise von Rom entfernten Ort, wo dcr Fluß
Anien einen See bildet, in dessen Nähe eine Wüste mit schauerlichen
Felsenklüften sich befand. Auf dem Wege dahin traf er dcn Roma-
nus, einen Mönch, dem er seine Absicht entdeckte. Romanus billigte
sie, versprach und beobachtete Stillschweigen, gab ihm ein Kloster-
gewand, und leistete ihm Dienste, so gut cr's konnte. Benedict
wählte zu seinem Aufenthalte eine sehr kleine und niedrige Grotte,
die von dcr Natur in die Ticfe eines Felsen gemacht war, und zu
der fast kcin Mcnsch kommen konnte. Der Mönch legte täglich
etwas von seinem eigenen Brode auf die Seite, und brachte es an
bestimmten Tagen dem Bcnedict, dem er's, wcil er durch den steilen
Felsen zur Grotte nicht hinuntersteigen konnte, an einem Stricke
hinabließ, an dem er ein Glöcklein befestiget hattc, dem Heiligen
zu melden, daß er kommen, und das Brod wegnehmen solle. Er
hörle nicht auf, seinen dienstfertigen Eifer fortzusetzen, obgleich eines
Tages durch die Arglist des allgemeinen Menschenfeindes, der die
Strenge des Einen, und die mildthätige Liebe des Andern nicht
ertragen konnte, das Glöcklein zerbrochen wurde.
An einem Ostertage, da Benedict von dem heftigsten Hunger
gequält ward, offenbarte Gott die Bedürfnisse seines Dieners einem
frommen Priester, gab ihm ein, demselben beizuspringcn und mit der
Speise, die er für sich selbst bereitet hatte, ihn zu erquicken. Nicht
lange nachher wurden Hirten, die in dieser Gegend mit ihren Heer-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen