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Die heilige Scholastika, Jungfrau.
(Am 10. Februar.)
Scholastika war eine Schwester dcs heiligen Vcnedikt, also eine
Tochter des Eutropius und der Abundantia, geboren zu Nursia, im
Hcrzogthume Spoletto. Von ihrer guten Erziehung zeigt ihr gott-
seliger Sinn und ihr heiliger Wandel. Sie gelobte frühe, im jung:
fraulichen Stande dem Dienste Gottes sich zu widmen. Dazu mag
das Beispiel ihres gottseligen Bruders viel beigetragen haben. Auch
sie wählte dcn klösterlichen Stand, und ward die Vorsteherin von
Gott geweihten Jungfrauen in einem Kloster, welches nicht ferne
von dem Berge Cassino lag. Ob sie auch, als der heilige Bcnc-
dikt noch zu Sublacum war, in der Nahe ihres Bruders gelebt,,
und dann mit diesem ihren Aufenthalt in die Gegend von Lasfino
verlegt habe, läßt sich nicht angeben. Die Anleitung zur Einrich-
tung und Regierung ihrer Klosicrgemeindc bei Cassino erhielt sie von
Venedikt, so wie auch er ihr vorzüglichster Führer auf dem Wege
des geistigen Lebens war. Der geistliche Unterricht wurde in dem
Kloster Scholastika von erprobten Mönchen dcs Berges Cassino
ertheilt.
Vencdikt und Scholastika kamen im Jahre einmal zusammen
in einem Landhause, welches von dem Berge Cassino und von Plum-
barola — so soll das Kloster der Scholastika geheißen haben —
gleich weit, nämlich fünfzehnhundert Schritte, entfernt lag. Da er-
hielt Scholastika, wie so eben bemerkt wurde, die brüderlichen An-
weisungen zur Regierung ihres Klosters; da entflammte sich ihr
Glaube, ihr Vertrauen, ihre Liebe an dem Glauben, an dem Ver-
trauen, an der Liebe ihres Bruders; da eröffneten sich zwei edle,
mit Gott und in Gott lebende Seelen, die gottseligen Empfindungen
und Gesinnungen ihres Herzens; da lobten, da priesen sie Gott, da
dankten sie Gott für die Wunder der Gnade, die Er an ihnen ge-
than; da schwanden dem Bruder und der Schwester die Stunden
in heiliger Unterhaltung, wie Augenblicke hin, und jedes kehrte in
hciliaer Freude mit neu erglühten, Eifer in seine Zelle zurück. Hät-
ten <oir die Gespräche, die zwischen ihnen vorgegangen sind, gewiß
würden wir sie der Engel Gottes würdig finden.
Die heilige Scholastika kam nie in das Kloster ihres Bruders,
weil dieser die Anordnung gemacht hatte, daß sich Weibspersonen
demselben nur bis auf eine bestimmte Gränze nähern, nie aber diese
Gränze überschreiten dürsten.
^ehr merkwürdig ist die letzte Zusammenkunft zwischen dem
heiligen Bcncdikt und der Scholastika. Viel zu schnell waren die
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen