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16 Der heilige Medardus, Bischof.
länger nicht widerstreben zu dürfen. Er empfing die bischöfliche
Weihe, wie einige Geschichtschreiber angeben, von dem heiligen Re-
migius, dem Erzbischofe von Rheims.
Der größere Glanz seiner neuen Würde veränderte nicht im
Mindesten seine einfache Lebensweise, und die Uebungen strenger Ab-
tödtung. Desto tiefer ward jetzt das Gefühl der Demuth, je wem--
ger er sich des heiligen Amtes würdig hielt, und desto größer seine
Wachsamkeit und sein Eifer, je höher er sich auf den Leuchter ge-
stellt sah. Er durfte in Wahrheit mit dem Psalmistcn sagen: „Herr,
der Eifer für dein Haus verzehret mich!"
Da Gallien fortwährend den Einfällen, und der fürchterlichsten
Verheerung barbarischer Völker ausgesetzt, und Vermand, als eine
offene Stadt, gar keine Sicherheit vor denselben gewährte, so ver-
legte er seinen bischöflichen Sitz nach Nojon, welches mehr befestiget
war. Im Jahre 531 starb der Bischof zu Tournai, der heilige
Eleuthcrius, welchem Medardus, wie oben gesagt wurde, als Knabe
die bischöfliche Würde vorhergesagt hatte. Die Gläubigen der Kirche
zu Tournai fasteten, und versammelten sich drei Tage nacheinander
zum Gebethe, um von Gott einen guten Oberhirten zu erflehen.
Auf einmal kamen sie ganz unerwartet, und doch ganz einstimmig,
als wäre es ihnen vom Himmel eingegeben, auf den Wunsch, den
Mcdardus zu ihrem Bischöfe zu erhalten, und dadurch auf den An-
trag, daß beide Kirchen, die zu Nojon und die zu Tournai vereini-
get werden möchten. Der Antrag wurde von den Bischöfen der
Provinz und von dem Könige genehmigt, die besagten beiden Kir-
chen miteinander vereiniget, und dlese Vereinigung von dem höchsten
kirchlichen Oberhaupte bestätiget. Ungeachtet seines Entgcgcnstrebens
mußte Mcdardus diese neue Bürde auf sich nehmen.
In dem Sprengel von Tournai befanden sich noch viele Götzen-
diener. Mit apostolischem Eifer predigte Medardus ihnen das Wort
vom Kreuze, und Gott bekräftigte seine Predigten durch mancherlei
Wunder. Deßungeachtct sah der fromme Bischof nur wenige Früchte
seiner Bemühungen, im Gegentheile mußte er bittere Verfolgung und
harte Drangsale von Seite der Ungläubigen erdulden, ja selbst To-
desgefahr schwebte mehrmal über seinem Haupte. Dadurch ward
aber sein Eifer nur noch mehr entflammt, seine Thätigkeit in Be-
kehrung der Ungläubigen noch rastloser, und sein Muth noch uner-
schütterlicher. Gott segnete seine Anstrengung. Der größte Theil
der Heiden wurde zu Jesus Christus bekehrt, und beinahe alle Gö-
tzenbilder verschwanden. Der Sprengel von Tournai erhielt eine
neue, höchst erfreuliche Gestalt, wofür Mcdardus und mit ihm jeder
fromme Rechtgläubige Gott ohne Aufhören Lob, Preis und Dank
darbrachte. Die Königin Radegundis gab die rührendsten Beweise
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen