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Die heilige Clotildis,
erste christliche Königin in Frankreich.
(Am 3. Ium.)
In der Lebensbeschreibung des heiligen Rcmigius haben wir
die Königin Clotildis zum Theile schon, und zwar auf einer sehr
rühmlichen Seite kennen gelernt. Sie war eine Tochter Chilperichs,
des Königs der Burgunder, eines deutschen Volkes, welches aber
Deutschland verlassen und mit Gewalt der Waffen in das heutige
Frankreich eingedrungen war. Frühe verlor sie ihre Eltern und ihre
zwei Brüder durch die Grausamkeit ihres Oheims Gundobaldus, der
sie, um das burgundische Reich an sich zu reißen, todten ließ. Sie
und ihre ältere Schwester blieben verschont, weil von ihrer Seite
nichts zu befürchten war. Diese ward in ein Kloster gesperrt, Clo-
tildis aber von Gundobald an den Hof genommen, wo sie das sel-
tene Glück, oder vielmehr die besondere Gnade von Gott hatte, im
wahren katholischen Glauben erzogen zu werden, ungeachtet sie in
Mitte der Ariancr lebte. Die Grundsätze der heiligen Religion,
welche man ihr von der Wiege an einflößte, machten auf ihr Herz
den tiefsten Eindruck. Frühe lernte sie die Güter des Geistes weit
höher, als alles Irdische schätzen, und diese Gesinnung wurde in ihr
um so mehr bekräftiget, je mehr sie sich auf Werke der Frömmig-
keit verlegte. Mitten unter den Reizen der Eitelkeit, von denen sie
umgeben war, wußte sie ihre Unschuld durch christliche Klugheit, und
durch sorgfältige Wachsamkeit unbefleckt zu bewahren. Ihr durch-
dringender Geist, ihre Schönheit, verbunden mit Eingezogenheit und
Züchtigkcit, ihre Sanftmuth und Herzensgüte, ihre übrigen Tugen-
den und vortrefflichen Eigenschaften machten sie bald an den benach-
barten Höfen bekannt. Clodwig, der König der Franken, verlangte
sie zur Braut. Gundobald getraute sich nicht eine abschlägige Ant-
wort zu geben, weil er den mächtigen Clodwig fürchtete. Die feier-
liche Vermählung ging im Jahre 49^ zu Soissons vor sich. Der
König war noch ein Heide, behandelte aber die Christen menschlich,
hatte Achtung für ihre Kirchen, und ehrte diejenigen unter ihnen,
die durch Frömmigkeit und Tugend sich auszeichneten. Seiner Ge-
mahlin gestattete er die gänzliche Freiheit, ihre Religion an seinem
Hofe ungestört auszuüben.
Clotildis machte es zu ihrer ersten Sorge, den König, den sie
zärtlich liebte, für sich zu gewinnen. Da sie aber wußte, daß der
Glaube eine Gabe Gottes ist, nahm sie vor allem ihre Zuflucht
zum Gebethe. Sie ließ in ihrem Palaste ein eigenes Zimmer zu-
richten, um da ihre Andacht zu verrichten. Stunden lange lag sie
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen