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22 Die heilige Clotildis, Königin.
dem Hause des Königs David, so schien auch von ihrem Hause
das Schwert des Herrn, und seine züchtigende Hand nicht mehr zu
weichen. Sie erkannte aber auch diese gerechte Hand, betete
sie an in Demuth, und im Geiste der Buße, und ergab sich ganz
in den göttlichen Willen. Aber bald darauf that sie wieder einen
andern tiefen Fall, durch welchen sie ein warnendes Beispiel für uns
wird, daß wir in der sorgfältigsten Wachsamkeit auf unscr Herz und
auf die geheimsten Neigungen desselben auch dann nicht nachlassen
dürfen, wenn wir schon lange auf dem Wege der Tugend gewan-
delt, und in der christlichen Vollkommenheit einen hohen Grad schon
erlangt haben. Ein Funke von sinnlicher Ehrbcgierdc steckte noch
im Innersten der Clotildis; auf einmal stammte er auf, und verur-
sachte ihren tiefen Fall. Sie hatte sich um die Erziehung der drei
Söhne angenommen, die Chlodomir hinterlassen hatte. Alle drei
waren bei ihr in Paris. Die Liebe, welche sie gegen dieselben be-
wies, erregte bei ihrem Sohne Childebcrt Verdacht; er fürchtete, sie
möchte die Prinzen als Könige ausrufen lassen. Diese Bcsorgniß
eröffnete er seinem Bruder Clotar, und sie faßten miteinander den
grausamen Entschluß, diese Kinder entweder umzubringen, oder ihnen
wenigst die Haare abzuschneiden, um sie auf diese Weise in den
Stand gemeiner Kinder herabzusetzen, (das Tragen langer Haare
war damals eine Auszeichnung, und ein Vorzug der königlichen Fa-
milie), ur.d die Länder ihres Bruders Chlodomirs unter sich zu
theilen. Die Sache geheim zu halten, verbreiteten sie die Sage,
daß sie nächstens die drei Söhne ihres Bruders in den Besitz des
väterlichen Reiches einsetzen werden, und auch unter diesem Vor-
wande baten sie ihre Mutter Clotildis, sie möchte ihnen dieselben
zuschicken. Die alte Königin hatte darüber große Freude. Da sie
die jungen Prinzen entließ, sprach sie zu ihnen: „Ich werde glau-
ben, meinen Sohn Chlodomir nicht verloren zu haben, wenn ich
euch statt seiner auf dcm Throne sehen werde." Allein kaum hatten
Childcbert und Clotar die Prinzen in ihrer Gewalt, als sie an ihre
Mutter eine Schcere und ein Schwert schickten, und ihr sagen ließen,
sie möchte selbst wählen, ob man ihnen die Haare abschneiden, oder
sie umbringen sollte. Clotildis gab in der ersten Aufwallung des
Unwillens und des Schmerzens die Antwort: „Wenn sie nicht zur
Regierung kommen sollen, so will ich sie lieber todt, als geschoren
sehen." Und so wurden die zwei ältern Prinzen von Clotar, ihrem
eigenen Oheim auf der Stelle ermordet; der dritte aber Clodoald,
oder Claudius entwischte, und wurde gerettet. Er hielt sich lange
verborgen, bis er ohne Gefahr sich wieder zeigen durfte. Man trug
ihm nach der Zeit öfters die Regierung an, er aber zog das ewige
Meich dem zeitlichen vor, führte cii: stilles gottseliges Leben, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen