Seite - (000027) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
Bild der Seite - (000027) -
Text der Seite - (000027) -
Am 3. Juni. 23
ward der Erste aus dem fränkischen königlichen Geblüte, den man
unter den Heiligen verehrt.
Clotildis ließ die Leiber ihrer zwei ermordeten Enkel in einen
Sarg legen, und sie in der Kirche der heiligen Apostel Petrus und
Paulus standesgemäß begraben. Von dieser Zeit an bekam sie
immer größeren Eckel an der Welt, und sie sing jetzt mehr als
jemals an, ihre Fehltritte zu bereuen, und durch ernstliche Busse für
dieselben genug zu thun. In dieser Absicht begab sie sich nach
Tours, und brachte dort ihre noch übrigen Lebenslage im Gebethe
zu, in Ausspendung reichlicher Almosen, im Wachen und in der
Ausübung aller Tugenden, besonders einer tiefen Demuth, indem sie
durch ihre Handlungen zeigte, wie wenig sie daran denke, daß sie
eine Königin gewesen, und daß sie wirklich noch Söhne auf dem
Throne habe. Sie erreichte ein hohes Alter; litt aber in demselben
sehr viel durch Krankheiten. Eines Tages, als sie bei dem Grabe
des heiligen Martinus ihr Gebeth verrichtete, stand sie auf einmal
voll der Freude auf, und sprach zu ihren Vertrauten: „Endlich ist
mein Gebeth erhört, in dreißig Tagen werde ich sterben." Hierauf
ließ sie ihre Söhne Childebcrt, den König von Paris, und (5lotar,
den König von Soijsons, zu sich kommen, gab ihnen mit der gan-
zen Zärtlichkeit, aber auch mit dem ganzen Ansehen einer Mutter
die heilsamsten Lehren, und ermähnte sie, Gott zu ehren, seine Ge-
bote zu halten, die Kirche zu beschützen, den Unterthanen Gerechtig-
keit widerfahren zu lassen, der Armen sich anzunehmen, und in Friede
und Eintracht miteinander zu leben. Ihre Krankheit ward immer
gefährlicher. Sehr oft wiederholte sie solche Sprüche aus den Psal-
men, die ihr sehnliches Verlangen, diese Welt zu verlassen, und sich
auf ewig mit Gott im Himmel zu voreinigen, ausdrückten. Als sie
merkte, daß dcr Tag ihres Todes nahe war, gab sie ihren Leuten
Befehl, alles was sie noch vorräthig habe, unter die Armen zu
vertheilen. Es war aber wenig mchr übrig; denn sie hatte, da sie
noch gesund war, ihre Reichthümer durch die Hände der Armen in
den Himmel geschickt. Am letzten Tage ihres Lebens empfing sie
die heiligen Sakramente, legte öffentlich das Glaubcnsbekenntniß ab,
und gab getrost und sanft ihren Geist auf am 3. Juni des Jah-
res 545. —
Llotildis ist ein neuer Beweis, wie viel Gutes ein tugendhaf-
tes Weib zu thun im Stande ist; wie glücklich sie durch wahre
Liebe, durch Sanftmuth, durch Nachgiebigkeit, durch Geduld und
Klugheit auch den rauhesten Mann nach und nach gewinnen, und
zu bessern Gesinnungen bringen kann. Dem klugen Eifer, dem er-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen