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40 Der heilige Germanus, Bischof ',u Paris.
Allein der König nahm, was er gegeben hatte, nicht mehr zurlick,
und sprach: Ein anders Mal werden wir durch die Güte Gottes
wieder haben, daß wir spenden können.
So wetteiferten der Bischof und der König in der erbarmen-
den Liebe gegen die nothleidcndcn Brüder. Der König ließ viel
Geräthe von Gold und Silber cinschmclzen, und übergab es dem
Bischof zu Werken der Liebe. — Heil dem Lande, in welchem die
höchsten kirchlichen und bürgerlichen Obern mit gleicher Sorge in
vollkommener Uebereinstimmung das Wohl der Untergebenen sich ihr
höchstes und einziges Ziel seyn lassen, Hand in Hand die all:
gemeine Wohlfahrt fördern, und von dem reinen Geiste der evange-
lischen Liebe beseelt, dcr Dürftigen und der Leidenden krastooll sich
annehmen! —
Im Jahre 542 unternahmen die Könige Childcbcrt und Clotar
einen kriegerischen Zug nach Spanien, wo sie dcr Stadt Saragossa
durch strenge Belagerung hart zusetzten. Die geängstigten Bewoh-
ner dcr Stadt nahmen ihre Zuflucht zum Gebethe, verbunden mit
Fasten und strengen Bußübungcn. Die Weiber, eingehüllt in Trauer-
kleider, und mit Asche bestreut, trugen das in dcr Stadt aufbewahrte
Gewand des heiligen Märtyrers Vinccntius in Prozession unter
Psalmgesang in der Stadt herum. Da die Franken es erfuhren,
ließ Lhildebert den Bischof der Stadt zu sich in's Lager bitten.
Dieser erschien mit reichlichen Geschenken für den König, welcher ihn
ersuchte, ihm Reliquien des heiligen Winccntius zu gebcn. Der Bi-
schof gab ihm die Stole des heiligen Märtyrers. Sogleich wurde
die Belagerung aufgehoben, und die Franken traten den Rückzug
an. Childebert ließ in Paris eine herrliche Kirche zu Ehren des
heiligen Märtyrers Winccntius erbauen, in welcher die Stole, als
eine köstliche Reliquie aufbewahrt wurde. Die Kirche, mit den vier
in derselben erbauten prächtigen Altären, ward von dem Bischöfe
Gcrmanus mit großer Feierlichkeit geweiht, und von ihm, wie von
dem Könige, mit vielen Gaben und Gütern beschenkt. Auf Verlan-
gen des Königs errichtete Germanus bei derselben auch ein Kloster,
welchem er den Doktrovcus, einen seiner Schüler im Kloster St.
Symphorian, als ersten Abt vorsetzte. Childebert starb am nämlichen
Tage, an welchem die Kirche eingeweiht wurde, am 23. Dezember
558, und seine Leiche ward in derselben beerdiget.
Dcr strengen Lebensweise des heiligen Bischofs ist schon erwähnt
worden. Während des Epeisens mußte immer aus geistlichen Bü-
chern vorgelesen werden. War er auf Reisen, so unterhielt er sich
fortwährend mit seiner Begleitung durch gottselige Gespräche, oder
durch Psalmgcsang. Die priesterlichcn Tagzciten bethete er jederzeit
mit entblößtem Haupte, auf Wanderungen weder Schnee noch Re-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen