Seite - (000050) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
Bild der Seite - (000050) -
Text der Seite - (000050) -
46 Der heilige Goar, Priester und Bekcnner.
cinstimmung mit dem Volke ihn zur bischöflichen Würde erheben.
Goar widersetzte sich aber diesem Antrage so standhast, daß alles
Zureden des Königs nichts über ihn vermochte. Sigcbcrt willigte
endlich ein, daß Goar zu seiner Zelle wieder zurückkehre; stand aber
doch nicht ab von der dringenden Forderung, das bischöfliche Amt
zu übernehmen, und setzte ihm deßwegen eine zwanzigtägige Bedenk-
zeit fest, nach deren Umfluß er sich darüber erklären sollte. Tag
und Nacht flehte jetzt der Priester zu Gott, daß er ihn von der
Bürde, die S,'gcbcrt ihm auflegen wollte, befreie. Sein Flehen
ward erhört. Er wurde von einem Fieber befallen, welches viele
Jahre anhielt, und endlich seine irdische Laufbahn vollendete. Sie-
ben volle Jahre ließ der König ihn in Ruhe. Während dieser Zeit
setzte Goar, seiner körperlichen Leiden ungeachtet, die gottseligen
Uebungen, den Eifer in Vcrkündung dcs Namens Jesu, und die
Werke der alles aufopfernden Liebe fort. Immer bethete er auch
für die Könige, als die von Gott gesetzten Oberhäupter, daß sie in
segcnsvoller Ruhe ein gottgefälliges Leben führen möchten. Nach
sieben Jahren schickte Sigcbert wieder Abgeordnete zu ihm, die ihn.
bewegen sollten, das bischöfliche Amt anzunehmen. Das Fieber war
jetzt heftiger, und ließ erwarten, daß sein Austritt aus dieser Welt
nicht mehr ferne sey. Er sprach daher zu den Abgeordneten:
„Meine Kinder! meldet dem Könige Sigcbert: Goar, der mindeste
der Knechte Gottes, laßt dir sagen: Du wirst mein Angesicht nicht
mehr sehen, denn ich leide von einem Fieber sehr viel; jedoch nicht
so viel, als ich verschuldet habe." Der König ward, als er es
vernahm, sehr bekümmert, und sagte: :,Die Heerde ist's nicht werth,
einen solchen Hirten, und ich bin's nicht würdig, einen solchen
Lehrer zu haben." Noch einmal schickte er Abgeordnete an Goar,
zu versuchen, ob er auf keine Weise zu ihm gebracht werden könne.
Das Fieber hatte indessen sehr zugenommen, und der Priester sprach
zu ihnen: „Meine Kinder! gebet euch keine Mühe mehr, — keine
Mühe wolle sich auch der König um mich mehr geben, denn ich
werde hicniedcn kein Lastthicr und keinen Wagen mehr besteigen; ich
habe das Vertrauen zu Gottes Barmherzigkeit, daß er mich über
die Gränzen meines Aufenthaltsortes nicht mehr hinausführe, außer
etwa bei meiner Begräbniß." Er empfahl durch die Abgeordneten
dem Könige seine Einsiedelei, und bat, daß er die zwei Priester
Agrippinus und Eusebius zu ihm schicken wolle, damit sie ihm bei:
stehen im letzten Kampfe, und seine Leiche begraben. Der König
vergoß häufige Thränen um den Diener Gottes, der noch drei volle
Jahre viele und schmerzliche Leiden mit unerschütterter Geduld und
gänzlicher Hingebung in den Willen Gottes, unter beständiger Lob-
preisung Gottes erduldete, und endlich im Beiscyn der Priester Agrip-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen