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Am 23. Dezember. 52
auf die liebevolle Unterstützung seiner Mitmenschen. Solche Arme
sind es, in welchen wir Jesum Christum selbst speisen, tränken,
kleiden und beherbergen. Menschen aber, die soviel besitzen, daß sie
die nöthigsten Lebensbedürfnisse befriedigen können, und dessen unge-
achtet doch die Hilfe Anderer in Anspruch nehmen, gehören in die
Zahl der Gcitzigen, und solche, welche zur Verschaffung ihrer nöthig-
sten Lebensbedürfnisse nicht thun wollen, so viel in ihren Kräften ist,
welche lieber dem Bettel sich überlassen, als arbeiten, oder mehr,
als die nöthigsten Bedürfnisse erheischen, genießen wollen, dürfen
keineswegs den Armen, sondern müssen den Müssiggängern und Ver-
schwendern beigezählt werden, die nicht unser Mitleid und unsere
Hilfe, sondern unsern Unwillen und unsere Verachtung verdienen.
Sie gehören unter die strafbarsten Diebe, indem sie die christliche
Wohlthätigkeit auf die schändlichste Weise mißbrauchen. Wer solche
wissentlich unterstützt, übt nicht Wohlthätigkeit aus, sondern beför-
dert den Müssiggang und jedes Laster, das aus demselben entsteht,
und macht sich eben deßwegen schwerer Verantwortung schuldig.
Die wirklichen Armen sind es entweder ohne ihr Verschulden,
oder aus eigener Schuld. Der wahrhaft Arme, der es ohne sein
Verschulden ist, redet und handelt also: „Wenn ich mir meine Ar-
muth durch Müssiggang und Verschwendung selbst zugezogen hätte,
so kränkte ich mich sehr; denn in diesem Falle würde mir der Trost
eines guten Gewissens mangeln; ich wäre also doppelt unglücklich.
So aber bin ich unschuldig. Won armen Eltern geboren, arm er-
zogen , unverschuldete Unglücksfälle waren mein Loos, so lange ich
lebe. Wenn aber nicht einmal ein Haar von meinem Haupte fällt
ohne Anordnung Gottes, wie Jesus, mein Heiland, sagt, sollte ich
denn wohl ohne seine Anordnung arm seyn könnend — Sind denn
menschliche Armuth und Reichthum nicht wichtiger als ein menschli-
ches Haar? Wenn das Kleine und Nichtsbcdeutende unter seiner
väterlichen Fürsorge steht, so muß ja das Große und Wichtige viel-
mehr noch von ihm geordnet und geleitet werden. Meine Ar-
muth kommt also von Gott. Er hat mich in solche Lagen und
Umstände versetzt, daß ich arm werden und bleiben mußte. Ueber
mein Schicksal murren, hieße also über Gott selbst murren — über
den Allmächtigen, der das Beste geben kann, — über den AUgüti.
gen, der es auch geben will. Ueber einen solchen Gott murren,
welche Bosheit wäre das? Nein, nein, — ich stehe auf dem rech-
ten Platze; weil ich da stehe, wohin die Allmacht, Weisheit und
Güte Gottes mich gestellt haben. — Ich bin mit geraden Gliedern
versehen; ich genieße eine glückliche, und wie es auch scheint,
dauerhafte Gesundheit. Diese Güler aber haben einen höhern Werth,
als alle Schätze der Welt. Ein gesunder Armer ist glücklicher, als
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen