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64 Der heilige Gregorius der Große, Papst.
Als er einst über den Marktplatz ging, sah er Sklaven von
Vortrefflichem Körperbaue, und schöner weißer Farbe, zum Verkaufe
ausgestellt. Er fragte den Verkäufer, aus welcher Landschaft sie
seyen? und erhielt die Antwort: aus der Insel Britannien, deren
Bewohner alle so gut gebaut wären. Auf die weitere Frage Gre-
gors, ob sie Christen seyen? erwiederte jener: „Nein, sondern Hei:
den.« Da seufzte Gregor, und rief aus: „Schade, daß ein so
wohlgestaltetes Volk unter der Gewalt des Satans ist." Er eilte
zum Papste Bcncdikt, und bat ihn flehentlich, Prediger des göttli:
chen Wortes nach Britannien zu schicken. In der Ueberzeugung,
daß nicht leicht Jemand zu einer solchen Sendung sich werde bereit:
willig finden lassen, bot er sich selbst dazu an, wenn der Papst
seine Einwilligung geben wolle. Benedikt willigte ein, und flehte
um Gottes Segen für diese so wichtige Unternehmung. Die Prie-
ster und das Volk waren sehr bekümmert über den Verlust eines
Mannes, den sie so hoch verehrten, und durch den Gott vor ihren
Augen schon viel Großes gethan hatte. Deßungcachtet blieb der
Papst bei seinem Entschlüsse, und erglüht vom Eifer für die Ehre
des Gekreuzigten, und für das Heil der in Finsterniß lebenden Brü-
der, reiste Gregor unter Begleitung von Männern, denen er seinen
Eifer mitgetheilt hatte, von Rom ab. Am andern Tage aber stellte
sich das römische Volk in drei großen Haufen an drei verschiedenen
Orten, an deren einem, oder anderm der Papst vorübergehen mußte,
wenn er die Peterskirche, wie er's gewohnt war, besuchen wollte.
Als er wirklich dahin ging, rief es laut und mit Ungestüm ihm zu:
„Du hast den heiligen Petrus beleidiget, du hast Rom in's Unglück
gestürzt, weil du den Gregorius entlassen hast." Auf der Stelle
schickte Benedikt Eilboten ab, welche den Gregorius einholen, und
in die Stadt wieder zurückbringen mußten. Ungeachtet seines Ent-
gegenstrebens, wurde er jetzt der klösterlichen Einsamkeit entrissen,
und zum Diakon der römischen Kirche vom Papste geweiht.
Nach dem Tode des Papstes Bencdikt wurde Pelagius zu des-
sen Nachfolger erwählt im Jahre 578; in einer Zeit also, wo Ita-
lien und auch die Stadt Rom durch die Longobarden unter der
schwersten Drangsal seufzten. Der Papst beschloß, eine Gesandt-
schaft an den kaiserlichen Hof nach Constantinopel um Beistand ab-
zuordnen, und wählte dazu den Grcgorius, welcher seine Sendung
bei dem Kaiser Tiberius, und bei dessen Nachfolger Mauritius auf
die rühmlichste Weise erfüllte. Er erwarb sich die Hochschätzung der
beiden Kaiser, und vieler Anderer von den Vornehmsten zu Constan-
tinopcl, und verschaffte dem bedrängten Italien durch seine eifrige
Verwendung große Hilfe. Ausgezeichnete Liebe und Verehrung be-
zeigte ihm auch die Geistlichkeit, die er durch seine Weisheit und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen