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78 Der heilige Desiderius, Bischof und Märtyrer.
hörte sein Flchen, erbarmte sich seiner Knechte, und erlöste sie auf
wunderbare Weise. In einer Nacht stand der heilige Severus, der
vor vielen Jahren als Priester zu Viennc gestorben war, im Ge-
fängnisse mitten unter ihnen, weckte sie auf vom Schlafe, löste ihre
Bande, und führte sie, wie einst der Engel Gottes den Petrus,
aus dem Kerker. Sie gingen in die Kirche des heiligen Stephans,
wo das Grab des heiligen Severus war, danken da, und priesen
Gott für ihre Errettung, und dann zu Desidcrius, dessen Freude un-
aussprechlich groß war. Groß war auch die Freude und der Iubcl
des gesammtcn gläubigen Volkes.
Der König Theuderich bezeigte große Verehrung gegen den
Erzbischof. Er schickte Abgeordnete an ihn mit der Bitte, daß der-
selbe sich an sein Hosiager bemühen wolle, indem er in einer wichti-
gen Sache sich mit ihm zu berathen wünsche. Desiderius erschien,
und ricth dem Könige auf die deßhalb an ihn gestellte Frage, daß
er sich verchlichen solle, wobei er die Worte des Apostels anführte:
„Ein jeder Mann habe sein Weib, und ein jedes Weib ihren Mann.
Gott wird die Ehebrecher verdammen, und die Entchrer seines Tem-
pels zu Grunde richten." Dadurch ward die Brunchild noch mehr,
als je zuvor, gegen den Erzbischof erbittert. Denn sie hatte bis
daher die Vcrehlichung des Königs immer verhindert, aus Furcht,
ihr Ansehen dürfte leiden, wenn eine Königin am Hofe wäre. Zu-
dem mußte sie sich durch die Erklärung des heiligen Mannes auch
selbst in ihrer ärgerlichen Lebensweise sehr getroffen fühlen. Die
Gottlose faßte den Entschluß, den Erzbischof todten zu lassen, und
bestellte zur Ausführung desselben drei von ihren Günstlingen, die
eben so gottlos, wie sie selbst, waren. Diese lauerten dem Deside-
rius überall, selbst bei den Kirchenthüren, auf, um ihn in ihre Ge:
walt zu bekommen, und den Todesstreich ihm versetzen zu können.
Die mörderischen Nachstellungen blieben dem Erzbischofe nicht unbe-
kannt. Deßungcachtet behielt er frohen Muth, setzte sein Vertrauen
auf Gott, und war bereit, um des Herrn willen sein Blut zu ver-
gießen. Er wurde endlich in's Gefängniß geworfen, und bald dar-
auf bis an die Gränzen von Lyon geschafft. In der Gegend von
Lyon, unweit des Flusses Chalorone, ward er von Beffanus, Gasi-
fredus und Beton, so hießen die vorerwähnten Günstlinge der
Brunehild, angefallen. Der Erzbischof warf sich auf seine KZiee,
bethete, und reichte dann freudig seinen Nacken dar, den Todes-
streich zu empfangen. Er war von gläubigem Wolke umgeben, wel-
ches ein lautes Jammergeschrei erhob, und Seiner mit großem Eifer
der Liebe sich annahm. Allein unvermuthet wurde von einem der
Mörder ein Stein geschleudert, der den Kopf des Dcsiderius traf
und ihn zur Erde stürzte. Bald darauf rannte ein Anderer herzu,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen