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80 Der heilige Johannes, Elemosinarius.
zu werden zur Errettung der Menschen." Darauf verschwand sie.
Dem staunenden Johannes ward nun klar, daß Mitleid und Erbar-
mung gegen alle Menschen, die derselben bedürfen, als die erste und
vorzüglichste Tugend vom Himmel selbst ihm empfohlen sey. So-
bald der Tag angebrochen war, ging er in die Kirche. Auf dem
Wege dahin begegnete ihm ein Armer, dcr nur etliche schlechte Lum-
pen zu seiner Bedeckung hatte, und vor Frost zitterte. Auf der
Stelle zog Johannes sein Oberkleid aus, reichte es dem Armen hin,
und ging davon. Noch war er nicht bei der Kirche angelangt, als
ihm ein Mann im weißen Gewände begegnete, einen Beutel mit
hundert Goldstücken ihm darreichte, und sprach: „Nimm das, Bru-
der, verwende es nach deinem Belieben!" Voll Freude kehrte er
zurück, wollte das Geld jenem Armen geben, fand ihn aber nicht
mehr. Da fiel ihm ein die Verheißung des Herrn, daß alles, was
wir um Seinetwillen darangeben, hundertfach vergolten werde.
(Matth. 19, 29.) Dieser Vorfall bekräftigte seine Ueberzeugung,
daß die vererwähnte nächtliche Erscheinung keine Täuschung gewe-
sen sey.
Johannes verchlichte sich. Dazu ward er aber mehr von dem
Willen seiner Eltern, als von der eigenen Neigung angetrieben. Mit
großer Sorgfalt bewahrte er auch im Ehestande die Reinigkeit seines
Herzens, indem er sich nicht von der sinnlichen Lust, sondern allein
von der Pflicht im Genusse des Ehestandes leiten ließ. Nach weni-
gen Jahren starb seine Gemahlin, welcher die zwci Kinder, die er
mit ihr erzeugt hatte, in dem Tode schon vorangegangen waren.
Johannes gelobte nun beständige Enthaltsamkeit, widmete sich ganz
dem Dienste Gottes, verwendete seine sämmtliche Habe und sein gan-
zes Vermögen zu Werken der Liebe, und behielt für sich selbst nur
so viel, als zur Befriedigung der dringendsten Lebensbedürfnisse nö-
thig war.
Der Ruf seiner Gottseligkeit, zumal seiner alles opfernden Liebe
wurde allenthalben verbreitet, und kam auch nach Alerandrien in
Aegypten. Daselbst wurde der Patriarch Theodorus, mit dem Bei-
namen Skribon, in einem Aufruhr von den Irrgläubigen im Jahre
609 in Stücke zerrissen. Johannes ward von der Geistlichkeit und
vom gläubigen Volke einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt. Lange
widerstrebte er dieser'neuen Bestimmung, weil er sich derselben u>n
fähig, und eben daher unwürdig achtete. Endlich gab er den drin-
genden Bitten der Alexandriner, und den Vorstellungen, die selbst
der Kaiser Heraklius deßhalb an ihn gelangen ließ, nach. Er wurde
zum Bischöfe geweiht, und auf den apostolischen Stuhl zu Ale-
xandrien gesetzt. Alle seine Kräfte opferte er der Verwaltung des
bischöflichen Amtes, und seine gesammten Einnahmen, so wie sein
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen