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84 Der heilige Johannes, Elemonsinarius.
gendsten Bedürfnisse. Acrmlich war sein ganzer Haushalt, einfach
sein Tisch, schlecht sein Gewand, und sein Bett mit einer geringen
wollenen Decke versehen. Ein reicher Mann schenkte ihm eine an-
dere kostbare Decke. Johannes nahm das Geschenk aus Liebe zu
demselben an. Als er das erstemal dieser Decke sich bediente, ließ
ihn die Erinnerung an so viele Arme, die sich gar nicht bedecken
könnten, die ganze Nacht nicht schlafen. Des andern Tags ließ er
die Decke verkaufen. Sie ward gekaust von dem vorigen Eigenthü-
mer, und ihm zum Zweitcnmale geschenkt; aber auch zum Zweiten-
male von ihm wieder verkauft. Als Jener zum Drittenmale sie ihm
als Geschenk anbot, nahm er sie und sagte: „Wir wollen sehen,
welcher von uns Beiden, der Käufcr oder der Verkäufer, eher er-
müden werde."
Da die Perser im Jahre 616 die Stadt Alcxandricn belager-
ten , und der heilige Johannes sah, daß die Eroberung der Stadt
unvermeidlich sey, so verließ er dieselbe, um sich nach Cyvcrn, sei-
nem Vatcrlande zu begeben, befolgend den Rath des Herrn: „Wenn
sie euch in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere." Der
Statthalter Nicctas, sein Busenfreund, beredete ihn, nach Constan-
tinopel zu reisen, um dem Kaiser Heraklius den Segen zu geben,
und daselbst sowohl für ihn, als für seinen Prinzen, sein inbrünsti-
ges Gebeth zu Gott abzuschicken. Als Johannes zu Rhodus ange-
langt war, ward ihm von Gott sein naher Tod angezeigt. Da
sagte er zu Nicetas: Du wolltest mich zu einem irdischen Kaiser füh-
ren, allein der Kaiser des Himmels ruft mich zu sich. Nachdem er
in Cypern an's Land gestiegen war, nahm er von Nicetas rüh-
renden Abschied, ging nach A'mathuntis, seiner Vaterstadt, wo
cr in einem Alter von sieben und fünfzig Jahren am 11. Novem-
ber starb.
„Betrachte doch das Almosen nicht als einen Aufwand, sondern
als eine Gabe von deinen Einkünften; nicht als einen Verlust, son-
dern als einen Gewinn, indem du mehr wieder empfängst, als du
gibst. Du gibst Brod, und erhältst das ewige Leben dafür; du
gibst ein Kleid, und empfängst das Kleid der Unsterblichkeit; du ver-
stattest die Gemeinschaft deines Daches, und empfängst das König-
reich des Himmels; du schenkst das Vergängliche, und nimmst dafür,
was ewig bleibt." (Ioh. Chrysost.)
»Wenn du bedenkest, daß unter der Zeit, da du auf deinem
Bette ruhig schläfst, der Arme im strengsten Froste mitten in den
Borhöfen der Bäder, auf der harten Streu mit Stroh bedeckt vor
Kälte zitternd, und erstarrt, und vom Hunger gequält liege: so weiß
ich gewiß, du wirst, wenn dein Herz auch noch so steinern ist, dir
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen