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88 Der heilige Coluinbanus, Abt.
daß ColumbanuZ gcnöthiget ward, cin zweites Kloster zu Lurovium
(Lurcvil, Luxeul), acht französische Meilen von Anagratcs entfernt,
und endlich cin drittes zu erbauen, welches wegen dem Ucbcrflusse
des Wassers „Fontaine" d. i. zu den Quellen, oder Brunnen, ge-
nannt wurde. Jedem dieser Klöster gab er Männer zu Vorgesetzten,
deren Weisheit und Gottesfurcht erprobt waren. Er selbst hielt sich
bald in dem einen, bald in dem andern auf, um in Allen den gu:
tcn Geist zu begründen, zu beleben, und zu erhalten. Er setzte eine
Regel fest, welche von Allen beobachtet, und nach welcher Alle re-
giert werden sollten. Das Kloster zu Lurcul, wo noch viele Ucber-
rcste des heidnischen Götzendienstes angetroffen wurden, wurde bald
eines der berühmtesten in ganz Frankreich. Viele Jahre stand Co-
lumbanus seinen Klöstern vor, mit Weisheit und mit Liebe, als
zärtlicher Vater, als erleuchteter Führer, und als lauteres Vorbild
seiner klösterlichen Familie, als cin helles Licht der gesammtcn um-
liegenden Gegend, als der getreue Knecht, dessen Heiligkeit Gott
durch viele Wunder bestättigte, sehr hoch verehrt, nicht allein von
den Scinigen, sondern von allen Menschen, die ihn kannten, zu de-
nen der Ruhm seiner Heiligkeit hingekommen war.
In großer Achtung stand der Diener Gottes auch bei Theude-
rich (Dietrich), der seinem Vater Lhildebcrt in der Regierung des
burgundischen Reiches gefolgt war. Der König besuchte oft den
frommen Abt, und empfahl sich seinem Gebethe. Columbanus war
eifrig bemüht, jeden dieser Besuche zu benutzen zum Heile Thendc-
richs, der in ehclosem Leben sich den ausschweifendsten Gelüsten über-
ließ. Er hielt ihm, ehrfurchtsvoll zwar, wie es sich gegen die welt-
lichen Machthaber geziemt, aber mit ernstem Nachdrucke, seine schänd-
liche Lebensweise vor, drang durch Vorstellungen und durch Bitten
in sein Herz, war so glücklich, die Augen ihm zu öffnen, und be-
wirkte endlich in ihm den Entschluß, von seinen Ausschweifungen
abzustehen, und in rechtmäßiger Ehe die Freuden des Lebens zu ge-
nießen. Allein dadurch reizte er gegen sich die arge Vrunchild, die
Großmutter des Theuderichs, die wir in der Geschichte des heiligen
Desidcrius schon kennen gelernt haben. Sie warf den bittersten
Groll auf ihn, und kochte tödtliche, Rache in ihrem Herzen. Als
Lolumbanus einmal nach Bourchenefse, zwischen Authun und (5ha-
lons an der Saone, kam, wo Brunehild sich eben aufhielt, stellte
diese ihm vier Kinder vor. Lolumbanus fragte: „Wem diese Kin-
der gehören?" Darauf antwortete Brunchild: „Es sind die Kinder
des Königs, ertheile ihnen den Segen!" »Sie sind die Früchte un-
erlaubter Lust," erwiederte Columbanus, „sie werden ihrem Vater
in der Regierung nicht folgen." Durch diese freimüthige Erklärung
des Dieners Gottes ward die Vrunchild in solche Wuth versetzt, daß
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen