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Am 21. November. 89
sie auf der Stelle Leute ausschickte mit dem Befehle an die Unter-
thanen des Königs, welche in der Nähe der Klöster Columbanus
wohnten, daß sie keinen der Mönche über die Klostcrgränze gehen
lassen, keinem, weder ein Obdach bei ihncn gestatten, noch was im-
mer für andere Dienste oder Hilfe leisten sollten. Früher schon war
die Königin gegcn Columbanus deßwegen empfindlich geworden, weil
er ihr, sowie jeder andern Frauensperson, den Eintritt in das Klo-
ster verweigerte.
Die erbitterte Vrunchild zu besänftigen, begab sich Columbanus
dald darauf zu dem König Theuderich, der mit der Großmutter auf
cinem Lustschlosse zwischeu Scmur und Montreal sich aufhielt. Die
Sonne ging unter, als er daselbst ankam. Er ging nicht in das
königliche Schloß, weil ihm und seinen Mönchen, wie vorher be-
merkt wurde, alles Obdach außer dem Kloster von Vrunchild unter-
sagt war. Der König, dem sein Gewissen Gottes Strafgerichte we-
gen seines fortgesetzten bösen Wandels ahnden ließ, sagte: „Es ist
besser, daß wir dem Diener Gottes Ehre c.weisen, als daß wir durch
Beleidigung desselben Gottes Rache über uns bringen," und schickte
ihm köstliche Speise an den Ort außer dem Schlosse, wo er die
Nachthcrberge genommen hatte. Columbanus fragte: „Was das
seyn solle?" Die Diener antworteten: „Dieses schickt dir der Kö-
nig." Mit Unwillen stieß Columbanus die Speisen von sich, und
sprach: „Es steht geschrieben, die Geschenke der Gottlosen sind dem
Herrn ein Abscheu." „Es geziemt sich nicht, daß der Mund der
Knechte des Herrn befleckt werde mit S^cise aus der Hand desjeni-
gen, der ihncn nicht nur selbst den Zutritt versagt, sondern auch be-
fiehlt, daß er ihnen von Andern versagt werde." Kaum hatte er
dieses gesagt, als alles Geschirr zerbrochen, und die gebrachten Spei-
sen und Getränke auf der Erde lagen. Die Diener gcriethen dar-
über in großen Schrecken, und hinterbrachten zitternd dem Könige,
was geschehen war. Des andern Tages kam Theuderich mit Vrune-
hild zu Columbanus, und versprach auf's Neue. die Vebcssenmg sei-
ner ausschweifenden Lebensweise. Da er aber auch dicßmal seinem
Versprechen keine Folge gab, so wiederholte Columbanus die nach-
drücklichsten Vorstellungen in mehreren Briefen, und drohte ihm end-
lich mit dem Kirchenbanne. Dadurch ward die Erbitterung der
Brunehild auf's Höchste gebracht. Sie wandte nun alle Mühe an,
auch den König gegen den Columbanus einzunehmen, und wußte zu
diesem Zwecke die vornehmsten Hoflcutc, ja selbst Bischöfe für sich
zu gewinnen. Es sollte in der Regel Columbanus etwas, möchte
cs was immer seyn, gefunden werden, was Tadel verdiente. Man
fand endlich etwas, und was? Daß Columbanus nicht Jedermann
den Zutritt in seine Klöster gestatte! Der König wurde von allen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen