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Am 21. November. 91
hatte, ihnen Lebensmittel zu reichen. Ein Weib, gebürtig aus Sy-
rien, erbarmte sich ihrer, nahm sie in ihre Wohnung auf, und ver-
pflegte sie. Gott belohnte die Liebe seiner frommen Magd, indem
er durch die Fürbitte des heiligen Columbanus ihrem blinden Manne
das Augenlicht schenkte. Als man bei der Stadt Tours angekom-
men war, bat Columbanus um Erlaubniß, aus dem Schiffe steigen,
und das Grab des heiligen Martinus besuchen zu dürfen. Sie ward
ihm verweigert. Das Schiff stand aber, wie durch ein Wunder auf
einmal so fest, daß es nicht weiter gebracht werden konnte. Colum-
banus stieg an's Land, und brachte die ganze Nacht bei den Reli-
quien des heiligen Martinus im Gebethe zu. Des andern Tages
ward er von dem Bischöfe Leoparius zum Mittagmahle geladen.
Da sagte er vor, daß der Kö'nig Theuderich nach drei Jahren seine
Krone verlieren, und mit seiner ganzen Familie zu Grunde gehen
werde. Die Reise wurde fortgesetzt nach Nantes. Sofroniu.-, der
Bischof dieser Stadt, verschaffte dem heiligen Columbanus nicht nur
keine Erleichterung, sondern betrieb mit unedler Geschäftigkeit dessen
baldige Einschiffung zur Ueberfahrt nach Irland. Schon war ein
Schiff dazu bestimmt, das Rciscgeräthe in dasselbe eingeladen und
die Zeit der Abfahrt festgesetzt. Auf einmal aber wurde das Fahr-
zeug durch einen unerwarteten Windstoß vom Porte getrieben. Es
fuhr ab, und Coluinbanus blieb zurück. Es ward ihm nun die
Freiheit gelassen, zu gehen, wohin er wollte, und Geld zur Wegzeh-
rung gereicht. Er verfügte sich zu Clotar I I . dem König von Sois-
sons (in Neustricn) der um eben diese Zeit die Küstenländer besuchte.
Clotar, dem es nicht unbekannt war, daß Columbanus durch die
rachsüchtige Brunchild verfolgt werde, nahm ihn freudig auf, bewies
ihm große Verehrung und versprach ihm Schutz und Hilfe, wenn
er in seinem Gebiete sich niederlassen wollte. Allein deß weigerte
sich Columbanus, in der Besorgniß, daß sein Aufenthalt die zwischen
Clotar und Theuderich bestehenden Mißhclligkcitcn vergrößern möchte.
Der Kö'nig behielt ihn, so lang er konnte, an seinem Hofe, hörte
gern die Ermahnungen des heiligen Mannes, und versprach, sie zu
befolgen. Während der Zeit, als derselbe am Hofe Clotars sich
aufhielt, erhob sich im Jahre 610 ein Streit zwischen den Brüdern
Thcodebert und Theuderich in Betreff der Gränzen ihrer Reiche.
Beide wandten sich um Hilfe an Clotar, der sie aber, auf den Rath
dcs Columbanus, keinem leistete. Zum Drittenmale sagte der got-
tcsfürchtige Abt vor, daß nach drei Jahren beide Reiche des Theo-
dcberts und dcs Theuderichs unter Clotars Herrschaft stehen werden,
was auch wirklich erfolgt ist.
Columbanus faßte jetzt den Entschluß, nach Italien zu reisen.
Er verließ daher Soiffons, und kam unter Sichcrhcitsgelcite, welches
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen