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98 Der heilige Anastasius, Märtyrer.
Zeuge zu seyn von Allem, was mit ihm vorgehe. Aller Orten
wurde dem Anastasius große Verehrung bcwicsen. In Persien an-
gelangt, wurde er in ein Gefängniß gebracht, das sechs Meilen von
der Residenz des Chosroes entfernt war. Als diesem die Ankunft
des Bekenners angezeigt ward, schickte er einen seiner Hofbcamtcn
zu ihm, damit er ihn verhöre. Freimüthig bekannte er auch hier
den Glauben an Jesum Christum, und ließ sich weder durch die gro-
ßen Verheißungen, die ihm gemacht wurden, noch durch die Drohun-
gen, mit denen man ihn zu schrecken suchte, erschüttern. Der Kö-
nig schickte des andern Tages den nämlichen Beamten wieder zu
Anastasius, der nun qualvoller Mißhandlung ausgesetzt wurde. Man
warf ihn auf die Erde auf seinen Rücken, quer über seine Kniee
wurde ein Brett gelegt, auf dessen äußerstem Ende starke Männer
hingestellt wurden, wodurch der Bekenner die empfindlichsten Schmer-
zen zu leiden hatte. Nachdem er lange diese Qual erduldet hatte,
brachte man ihn in's Gefängniß zurück. Nach wenigen Tagen er-
schien der königliche Beamte zum drittenmal«, und ließ ihn durch
Stockschläge fürchterlich mißhandeln. Zu drei verschiedenen Malen
ward die Qual wiederholt. Endlich wurde der Bekenncr an seinem
Leibe aufgehängt, und die eine Hand und der andere Fuß desselben
mit zwei großen Steinen beschwert. Aber auch diese unmenschliche
Qual, die er zwei Stunden lang in der Höhe schwebend erdulden
mußte, vermochte nicht, seinen Muth zu erschüttern. Nach fünf Ta-
gen gab der König den Befehl, daß Anastasius, nebst siebenzig an-
dern christlichen Gefangenen, unter denen auch jene Zwei waren, die
mit Jenem aus Cäsarea gebracht worden waren, erdrosselt werden
sollten. Der Befehl wlnde auf der Stelle am 22. Jänner 628
vollzogen, zuerst an diesen Siebenzig, und dann auch an Anastasius,
nachdem man es noch einmal, aber fruchtlos versucht hatte, ihn auf
eine andere Gesinnung zu bringen. Nur allein das Haupt des
Anastasius wurde vom Rumpfe getrennt, und dem Könige überbracht.
Den Leib des heiligen Märtyrers brachte der Mönch, der von Cäsa-
rea ihn begleitet hatte, für Geld an sich. Er besorgte dessen Beer-
digung im Kloster des heiligen Scrgius, das nur eine Meile vom
Richtplatze entfernt lag.
Einen Tag vor seinem Tode sagte Anastasius zu einigen Chri-
sten, die gefangen saßen: «Wisset, meine Brüder! daß ich Morgen,
mit der Gnade Gottes, mein Leben vollenden werde. Ihr werdet
bald die Freiheit erlangen, weil der ungerechte König getödtet wer-
den wird/- Nach zehn Tagen schon ward diese Weissagung erfüllt
durch den Kaiser Heraklius, der den Chosroes besiegte. Der Mönch,
welcher dem heiligen Märtyrer bcigestanden war, brachte das Ge-
wand desselben in das Kloster zurück, und später wurde auch dessen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen