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Am 16. Oktober. 111
dieselben zu braten, und zum Nachtmahle sie zuzubereiten. Während
dessen ging Gallus eine Strecke seitwärts, um zu bethen. Da siel
er in ein Dorngesträuch. Hildebold bemerkte es, und lief zu ihm
hin, ihn aufzurichten. GaUus, der diesen Fall für einen Wink der
Vorsehung ansah, auf dieser Stelle seine künftige Wohnung zu neh-
men, sagte aber: «Laß mich, hier ist die Stätte meiner Ruhe, hier
will ich bleiben!" Er bethete, stand auf vom Gebethe, brach eine
Haselstaude aus dem Gebüsch, machte aus derselben ein Kreuz, und
steckte es in die Erde. Darauf nahm er eine Kapsel, die er mit
Reliquien der Heiligen am Halse zu tragen pflegte, und hängte sie
an das Kreuz. Dann rief er den Diakon herbei. Beide warfen
sich auf die Kniee, und weihten den Ort ein durch inbrünstiges Ge-
beth. Nachdem sie dieses vollendet hatten, nahmen sie das Nacht-
mahl, und legten sich auf die Erde zur nächtlichen Ruhe. Gallus
aber stand von derselben, als er seinen Gefährten schlafend glaubte,
bald wieder auf, ging zu seinem Kreuze hin und bethete. Während
dessen kam ein Bär an den Ort, wo er mit Hildebold das Nacht-
mahl verzehrt hatte, und fraß die Brosamen auf. Woll des Glau-
bens befahl Gallus im Namen des Herrn demselben, Holz an's
Feuer zu legen. Der Bär that's. Gallus gab ihm von dem klei-
nen Spcisenvorrath ein Brod, und befahl ihm dann, daß er diesen
Ort verlassen, und nie weder Menschen noch Thiere anfallen solle.
Das Thier gehorchte. Hildcbold hatte nicht geschlafen, daher Alles
bemerkt, was vorgegangen war. Er stand auf, ging zu GaUus
hin, und bezeigte ihm seine Verehrung. Gallus aber befahl ihm.
Niemanden, was er gesehen habe, zu entdecken. Des andern Tages
verweilten Gallus und Hildcbold noch an diesem Orte. Hildebold
beschäftigte sich mit dem Fischfänge. Da zeigten sich ihm die Gei-
ster der Finsternisse auf eine schamlose Weise in weiblichen Gestalten,
und lästerten ihn mit lautem Geschrei, weil er den Gallus in diese
Gegend, das Licht in die Finsterniß, den Diener des wahren Gottes
zur Zerstörung des Reiches der Finsterniß, geführt habe. Hildcbold
eilte zu Gallus, ihm zu sagen, was er gesehen und gehört habe.
Beide verfügten sich zum Gebethe, und die Geister entwichen unter
fürchterlichem Geheule, welches nachher noch einigcmale von dem
nahegelegenen Berg (Himmilibcrg oder Mcnkelen) ertönte. Gallus
bezeichnete zum Bau seiner Zelle einen Platz, welcher recht eigentlich
das Nest der Schlangen war, das aber diese dem Diener Gottes
willig räumten. So ging an ihm die Verheißung des Sohnes Got-
tes in Erfüllung: „Die Zeichen, welche denen, die da glauben, fol-
gen werden, sind die: In meinem Namen werden sie Teufel austrei-
ben, mit neuen Zungen rcden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas
Tödtliches trinken, wird es ihnen nicht schaden" u. s. w.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen