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112 Der heilige Gallus, Abt.
Drei Tage noch verweilte Gallus an dem Orte seines künftigen
Aufenthaltern Gebeth und Fasten, und kehrte dann nach Arbon
zurück, von dem Pfarrer Willimar Abschied zu nchmen. Ihm folg-
ten in die Einöde Magnoald (Magnug) und Theodor, die von eini-
gen Geschichtschreibern für Irländer und Jünger des heiligen Lolum-
bans, von andern für Deutsche und Schüler des Willimars gehalten
werden. Der Ort, welchen sich der heilige Gallus zum Wohnplatz
gewählt hatte, ist ein kleines, enges, hochgelegenes Thal, welches
ein kleiner Berg von den milden Gegenden, die sich gegen den Bo-
dcnsee abdachen, sondert, und an das Bcrgland hängt, welches sich
immer mchr erhebt, bis es sich auf der Bergkette des Alpsteincs,
mit ewigem Schnee bedeckt, und in den Wolken verliert. Das Flüßchen
Steinach und das Bächlcin Irr bewässern dieses Thal. Da fing
Gallus an, mit seinen zwei Jüngern Magnoald und Theodor, an der
bezeichneten Stelle die Bäume umzuhauen, die Strauche auszurcuten,
und sich eine Hütte zu erbauen. So brachte er das irdische Licht
in die irdische Finsterniß. Aber auch das höhere, das himmlische
Licht ward durch ihn verbreitet. Rund um seinen Wohnort her war
kein Strahl göttlicher Erkenntniß, nur gar wenige Orte ausgenom-
men , und auch in diesen mochte die Erkenntniß Gottes und Jesu
Christi sehr gering seyn. Dicke Finsterniß des Hcidenthums lag auf
den Bewohnern. Die Gegend war rauh und wild, und so wild
und hart der Boden war, so waren noch härter und wilder die
Menschenseelcn. Gallus predigte das Evangelium Gottes von der
Gnade Jedem, der zu ihm kam, und wo er auch hinkam. Gott
erweichte die Herzen der Ungläubigen. Das Wort des Heils, das
er durch mancherlei Wunder bekräftigte, fand in denselben Eingang,
und brachte allenthalben die herrlichsten Früchte des Glaubens und
der Liebe, eines sanften Sinnes und eines bessern Wandels.
Um diese Zeit- erkrankte Friedeburg, die Tochter des Herzogs
Gunzo in Ucbcrlingen. Weil sie in gichtischcn Anfällen, die sich ge-
wöhnlich in Wuth und Krämpfen äußerten, in der Person des Teu-
fels sagte, daß er nur allein auf den Befehl des Gallus ausfahren
würde, schickte Gunzo dem Pfarrer von Arbon die dringendsten Be-
fehle, den frommen Priester Gallus in Eile nach Uebcrlingen zu
bringen. Gallus befand sich eben bei Willimar, als des Gunzo Bo-
ten ankamen, und crschrack ob dessen Begehren, weil es gar nicht
in seinem Sinne lag, das Ansehen eines Wunderthäters haben zu
wollen. Er floh daher eilends nach seiner Zelle, und von dieser mit
zwei Jüngern über die Berge und durch die Wildniß Seenwald auf
Grabs, wo er sich bei dem Diakon Johannes verbarg. Aber Wil-
limar fand ihn doch, und beredete ihn, zu dem Herzog zu gehen,
wo die Fricdcburg auf sein Gebeth alsobald genas. Aus Dankbar-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen