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Am 16. Oktober. 113
kcit wollte ihm Gunzo große Geschenke machen, und ihm die eben
ledig gewordene Bischofswürde zu Constanz verleihen. Aber Gal-
lus nahm von den Geschenken nur ein Almosen für die Armen
an. Und wie er den Reichthum dieser Erde als ein vergäng-
liches Gut verschmähte, und als etwas, was des Verlangens nicht
werth ist, eben so verschmähte er auch alle Pracht der Welt,
allen Reiz der Kirchcnehren. Er schlug die bischöfliche Würde aus,
empfahl aber dazu seinen Freund Johannes, den Diakon zu Grabs,
welchen die Geistlichkeit, nachdem ihn Gallus noch drei Jahre lang
besser unterrichtet hatte, zu ihrem Bischof wählte. Am Tage der
Einsegnung des neuen Bischofs hielt Gallus durch den Johannes die
Predigt, nämlich so, daß der Bischof dem Volke das deutsch vor-
trug, was ihm Gallus in lateinischer Sprache in's Ohr sagte.
Bis dahin hatte Gallus mit seinen Jüngern der großen Wild-
niß wenig Boden abgewinnen können. Aber nachdem er jetzt die-
selbe theils von dem Pfarchcrm Willimar, und von Talto, dem
Kämmerer des Königs, theils vom Könige selbst durch das Vorwort
des Gunzo und der Friedcburg als Eigenthum geschenkt erhalten
hatte; nachdem auch die Zahl seiner Jünger auf zwölf sich vermehrt,
und sowohl der Bischof Johannes, als der Zentgraf von Arbon ihm
Arbeiter zusandten, ging der Anbau so gut von Statten, daß man
da, wo bis daher nur wilde Thiere hauscten, jetzt einen Acker, eine
Kirche und mehrere Hütten sah, und eine Straße nach Arbon dessen
Zelle mit bewohnten Orten in die erste Verbindung setzte. Dieß
war der Anfang des in der Folge sehr berühmten Klosters St. Gal-
len, welches in den neuesten Zeiten erst seine Auflösung fand.
Im Jahre 625 starb Eustasius, welchen Columban bei seiner
Abreise aus Burgund dem Kloster Lurevil als Abt vorgesetzt hatte.
Die Klostcrgenossenschaft schickte sechs Mönche, als Abgeordnete, an
Gallus mit der Einladung, die Regierung ihres Klosters zu überneh-
men. Gallus aber weigerte sich, die Abtei anzunehmen, denn er
wollte das Bekehrungswcrk nicht verlassen, das er an dem heidni-
schen, oder fast in Abgötterei zurückgesunkenen Christcnvolke dieß: und
jenseits des Bodensees angefangen hatte. Er bewirthete seine ehe-
maligen Mitbrüder mit gastfreundlicher Liebe, erquickte sie durch Worte
des Lebens, und entließ sie mit seinem Segen.
Viele Jahre lang hatte er auf solche Weise sich um den heuti-
gen Canton St. Gallen in der Schweiz, und um die umliegende
Gegend verdient gemacht, als er von dem Pfarrer Willimar einen
Besuch erhielt, und die Einladung, am St. Michaels-Tag in Arbon
zu predigen. Er nahm die Einladung an, und erbaute das gläu-
bige Volk, welches sehr zahlreich versammelt war, durch eine sal-
Zweiter Vand. 8
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen