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126 Der heilige Germanus, Abt und Märtyrer.
einem frommen Mönche aus Burgund, in das Kloster zu Lureul, in
der Hoffnung, da ungckannt und ungeachtet, dem Herrn desto eifri-
ger dienen zu können. Der Abt des Klosters, Waldebcrtus, ein
eben so frommer als gelehrter Mann, nahm sie bereitwillig in seine
Genossenschaft auf. Das Licht kann, wo es immer hingestellt wird,
seine leuchtenden Strahlen nicht verbergen. Die Vorzüge des heili:
gen Germanus wurden auch hier bald offenbar, so sehr er sie auch
in seiner tiefen Demuth zu verbergen suchte, oder vielmehr, so we-
nig er sie selbst kannte. Der Abt hielt ihn vorzugsweise würdig
des Priesterthums, und mit ihm stimmten alle Brüder übcrcin; Ger-
manus aber weigerte sich, ins Heiligthum zu treten, weil er allein
sich desselben unwürdig hielt. Endlich wußte er der Erklärung des
Abtes und dem lauten Verlangen der Brüder nachgeben, und die
heiligen Weihen empfangen.
Der Ruhm des Klosters Lurcul ward jetzt immer ausgebreite-
ter, vorzüglich durch den Ruf der Heiligkeit des Waldebertus und
des Gcrmanus. Von vielen Orten, selbst aus entfernten Gegenden
kamen Männer, welche in dasselbe ausgenommen werden wollten.
Die Zahl der Mönche wuchs so sehr an, daß der Abt sich genöthigt
sah, noch ein anderes Kloster zu erbauen. Gundomus, ein Herzog
im Elsaß, reich an Land und Leuten, und dabei sehr gottesfürchtig,
überließ ihm dazu eine Stätte, Grandis Vallis, jetzt Münsterthal
genannt, an einem fischreichen Wasser gelegen. Waldebertus schickte
einige Mönche dahin, und unter ihnen auch den Fridoald, welcher
Priester war, dem er die Leitung des Baues übertrug. Die Mönche
beschäftigten sich unverdrossen mit der Reinigung des Platzes, und
mit Allem, was zum neuen Baue erforderlich war. Sie schlugen
Holz, schafften es nebst den erforderlichen Steinen herbei, und leiste-
ten in Allem, was nothwendig war, den Bauleuten die thätigste
Hilfe. So brachten um diese Zeit die Mönche, als fromme Diener
Gottes und der Menschen, aller Orten, wo sie hinkamen, Licht in
die dunklen Waldungen, und Licht in die verfinsterten Gemüther der
Menschen.
Das Kloster ward vollendet, und der heilige Germanus demsel-
ben als Abt vorgesetzt. Einen, der dazu mehr tauglich gewesen
wäre, kannte Waldebertus nicht. Germanus erwarb sich durch die
Heiligkeit seines Wandels die allgemeine Verehrung, durch seine Klug-
heit das gänzliche Vertrauen, und durch sein liebevolles Betragen
die zärtlichste Liebe der Brüder. Das Kloster Münsterthal wetteiferte
mit jenem zu Lureul in den Fortschritten klösterlicher Vollkommen-
heit. Der Eingang in das Thal, in welchem das Kloster stand,
war enge und gefährlich. Germanus legte mit seinen Mönchen kraft-
volle Hand an's Werk, sprengte Felsen, und stellte den breiten ge-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen