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132 Der heilige Martinus, Papst und Märtyrer.
Ausführung der schwarzen That unfähig. Olympias erkannte die
Hand Gottes, warf sich dem heiligen Martinus zu Füßen, söhnte
sich mit ihm aus, bot sich an, Alles zu thun, was er bcfch-
len würde, und entdeckte die grausamen Befehle, die er von dem
Kaiser erhalten hatte. Darauf versammelte er das Kriegsheer, und
zog nach Sicilien gegen die Sarazenen, wo er nicht lange nach:
her starb.
Der Kaiser Constans überzeugte sich, daß die römische Kirche
fest entschlossen sey, nichts zu gestatten, was dem Glauben entgegen-
laufe , und daß alle Kirchen des Abendlandes mit derselben in der
engsten Vereinigung stehen, welche vorzüglich durch den Papst erhal-
ten und befestiget werde. Er beschloß daher diesen, koste es, was
es wolle, auf die Seite zu räumen. Zu diesem Ende befahl er dem
Theodor Kalliopas, der dem Olympias in dem Erarchate zu Ra-
vcnna gefolgt war, sich der Person des heiligen Martinus zu be-
mächtigen , und ihn gebunden nach Constantinopel zu führen. Zur
Ausführung dieses grausamen Befehles gesellte er dem Kalliopas den
Theodor Pellurus, seinen Kammerhcrrn bei. Kalliopas kam Sams-
tag, den 15. Juni des Jahres (>5Z mit vielen Soldaten in Rom
an. Der Papst, der seit acht Monaten krank war, und fast immer
das Bett hüten mußte, schickte ihm die Vornehmsten seiner Geistlich-
keit entgegen, ihn zu bewillkommen. Kalliopas bezeugte großes Ver-
langen den Papst selbst zu sehen, und zu sprechen; entschuldigte sich
aber mit seiner Ermüdung von der Reise, und versprach, des andern
Tages denselben im Palaste zu besuchen. Seine Absicht war, den
Papst zu ergreifen. Da er aber dieses am Sonntage, wegen des
zahlreich zusammengelaufenen Volkes, auszuführen sich nicht getraute,
so hielt er sein Wort nicht. Nach einigen Tagen ließ der Papst
sich in die lateranische Kirche tragen. Kalliopas kam dahin, und
fand denselben von der sämmtlichen Geistlichkeit umgeben, auf einem
Ruhebette liegen. Sobald seine Soldaten in's Heiligthum getreten
waren, zerbrachen sie vieles Kirchengeräthe, erhoben ein fürchterliches
Geschrei, und machten mit ihren Waffen ein wildes Getöse. Kallio:
pas ließ einen kaiserlichen Befehl öffentlich verlesen, demzufolge der
Papst seiner Würde entsetzt, und nach (5onstantinopel abgeführt wer-
den sollte. Dabei ward die Verleumdung gegen den heiligen Mar-
tinus ausgesprochen, daß er mit den Sarazenen gegen den Kaiser
in einem sträflichen Einverständnisse stehe, und gegen die Mutter
Gottes ungeziemende Ausdrücke sich erlaubt habe. Diese letzte Be-
schuldigung wurde vorgebracht, das Volk gegen ihn einzunehmen.
Die Geistlichkeit erhob ein lautes Geschrei, bezeugte die Unschuld des
Papstes, und setzte sich in Bereitschaft, Widerstand zu leisten. Mar-
tinus aber übergab sich, um Blutvergießen zu verhindern, freiwillig
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen