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Am 2. September und am ,'). November. 347
ging, nahm er auch seinen Sohn mit sich dahin. Die Mönche des
Klosters kamen ihm entgegen, ihn und den königlichen Prinzen zu
begrüßen. Der Vater ließ seinen Sohn dcn ersten Gruß empfan-
gen. Emerich trat zu dcn Mönchen hinzu, küßte sie, drückte aber
nicht jedem eine gleiche Anzahl Küsse auf: einigen nur einen, andern
mehr, und nur einem einzigen, der Maurus hieß, sieben. Dejsen
verwunderten sich der König und die Mönche. Nach der Begrüßung
ging man in die Kirche, wo das hochheilige Opfer entrichtet wurde.
Der König und der Prinz wohnten demselben bei, mit einer In :
brunst, durch die alle 'Anwesenden tief gerührt wurden. Als der
Vater nach vollendetem Gottesdienste mit seinem Sohne allein war,
fragte er diesen, warum er bei der Begrüßung der Mönche eine un-
gleiche Anzahl Küsse gegeben habe. Darauf antwortete Emerich,
durch eine innere Erleuchtung sey ihm offenbar geworden, das un-
gleiche Verdienst der Mönche, und er habe sich angetrieben gefühlt,
dem größten Verdienste auch mehrere Zeichen liebevoller Verehrung
zu geben, der vollkommenste unter diesen Mönchen, vorzüglich durch
seine jungfräuliche Reinigkeit, sey Maurus, dem er deßhalb sieben
Küsse gegeben habe. Nach wenigen Tagen kam der König wieder
zum Kloster, aber insgeheim, nur von zwei Dienern begleitet. Er
war unbemerkt in der Kirche, als die Mönche in der Mitternachts-
stunde die Mette hielten. Nach der Mette gingen jene Mönche, de-
nen Emcrich nur einen Kuß gegeben hatte, aus der Kirche weg zur
Ruhe, jene aber, die mehrere Küsse empfangen hatten, blieben zu-
rück , begab?» sich an abgesonderte Plätze, und setzten das Gebeth
fort, und die heilige Betrachtung. Der König trat zu einem nach
dem andern hinzu, gab sich ihm zu erkennen, und grüßte ihn; alle
brachen das Stillschweigen und erwiederten den Gruß, ausgenom-
men Maurus, der ohne auf den König zu achten, oder ein Wort
zu sprechen, die Andacht fortsetzte. Des andern Morgens, als alle
Mönche bei einander versammelt waren, kam der König zu ihnen in
der Absicht, die Demuth des Maurus — (mit Recht hielt der Kö-
nig diese für den Grund aller wahren Vollkommenheit) auf die
Probe zu stellen. Er machte ihm deßhalb, im Angesichte der An-
dern , mancherlei Vorwürfe. Maorus sprach kein Wort zu seiner
Rechtfertigung, und sein heiteres Antlitz, und sein frommer Blick zu
Gott offenbarte, daß er die Vertheidigung seiner Unschuld ruhig dem
überlasse, der Herz und Nieren prüfet. Stcphanus zweifelte nun
nicht mehr an der höhern Erleuchtung seines Sohnes, und verband
nun mit der väterlichen Liebe auch große Verehrung gegen ihn.
Gebührende Verehrung bewies er auch dem gottseligen Maurus, den
er aus dem Kloster rief, und zum Bischöfe in Fünfkirchen machte;
ein schöner Beweis, wie viel dem Könige daran gelegen gewesen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen