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Die heilige Mcchtildis, Jungfrau und Aebtissin.
(Am 10. ^lpril.)
In einigen Heiligcnverzeichnisscn kommt auf den heutigen Tag
auch die heilige Mechlildis vor. Sie war ein Sprößling der be-
rühmten Grafen von Andechs. In ihrer zarten Jugend schon aus:
gezeichnet durch Frömmigkeit und Gottesfurcht, gelobte sie, Gott in
jungfräulicher Reinigkeit zu dienen. In dieser Absicht kam sie in
das Kloster Dießen, in Bayern, empfing das Ordcnskleid, und
ward bald ein Muster klösterlicher Vollkommenheit durch tiefe De-
muth, durch strenge Sclbstverläugnung, durch freudigen und pünkt-
lichen Gehorsam, durch glühenden Eifer im Dienste Gottes, durch
schonende und zuvorkommende Liebe zu ihren Mitschwestern, und
durch unwandelbare Geduld in ihren Leiden, deren Zahl durch die
öftern Krankheiten sehr vermehrt wurde. Im Jahre 1153 wurde
sie von ihren Mitschwestern einstimmig zur Äbtissin erwählt. Ver-
geblich sichte sie, diese Würde einer andern zu übertragen. Sie
mußte dem Rufe gehorchen; zeigtc abcr auch bald, daß sie Würde
und Bürde zu tragen vermöge. Mit einer seltenen Klugheit leitete
sie die Geschäfte deä Klosters. Ihren Mitschwestern vorleuchtend,
als ein auf den Scheffel gestelltes Licht der Gottseligkeit, behandelte
sie alle mit cincr Liede, welche »ur die Frucht des wahren Christen-
thums scvn kann. Die Demuth bewahrte sie so ticf in ihrem Her-
zen , daß sie selbst von den Dicnstleutcn sich lieber Schwester, als
Frau, nennen ließ, und sich bci jedem Anlasse als Dienerin aller
andern darstelle.
Das ehevor herrlich blühende Kloster Edelstctten, welches im
Jahre 1126 Gisala, eine Gräfin von Schwabach, für adelige
Frauenzimmer gegründet hatte, war um diese Zeit in tiefen Verfall
gerathen, sowohl in Hinsicht der klösterlichen Zucht, als auch in
Hinsicht seiner Einkünfte und Güter. Geistliche und weltliche Obern
waren ernstlich darauf bedacht, dem Uebel zu steuern. In dieser
Absicht veranlaßten sie die Nonnen von Edclstetten, die Mechtildis
zur Äbtissin ihres Klosters zu verlangen. Es geschah. Mechtildis
widersetzte sich diesem neuen Rufe, glaubte aber demselben endlich
folgen zu müssen, als der Bischof es ihr befahl. Schmerzlich war
die Trennung im Kloster Dießcn, freudig der Empfang in Edclstet-
ten. Das Licht, das in Dießen so lieblich geleuchtet hatte, fing
bald auch in Edelstetten an, Früchte seiner segensvollen Strahlen
hervorzubringen. Das Kloster gewann, mehr durch das Vorbild
der frommen Äbtissin, als durch die Wcrte und Anordnungen der-
selben, eine andere Gestalt. Zujht und Ordnung kehrte in dasselbe
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen