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4l>5 Die selige Maria von Oignies, in Brabant.
trug bestandig einen Bußgürtel unter ihrem Gewände. Sie theilte
ihre Gesinnung dem Gatten mit, und lehrte ihn, wie man im Ehe-
stände dem Gebethe unaufhörlich obliegen, strenge leben, nach der
christlichen Vollkommenheit trachten, und keusch wandeln könne. Sie
lebten wie Bruder und Schwester, und je sorgfaltiger sie sich in
Bezug auf die Befriedigung sinnlicher Gelüste gegenseitig von einan-
der entfernt hielten, desto inniger vereinigten sie sich durch das Band
heiliger Liebe, und durch das Streben nach hoher Vollkommenheit.
Von den Bessern ihrer Mitmenschen wurden sie bewundert, von den
Sinnlichen dagegen gehöhnt und gelästert; allein weder das Eine,
noch das Andere war vermögend, sie zu trennen von der Liebe Jesu
Christi. Die Liebe Gottes offenbart sich als rein und ungcheuchelt
durch die werkthätige Liebe zu den Mitmenschen. Nicht weit von
Nivella, in dem Dorfe Willembrok, befanden sich mehrere Unglück-
liche, die mit einem eckelhaften und ansteckenden Aussatze behaftet,
und in ihrem Elende aller menschlichen Hilfe, und alles Trostes bei-
nahe ganz beraubt waren. Johann und Maria sahen in den Lei-
denden ihren über alles geliebten Jesus Christus, erbarmten sich ih-
rer, und leisteten ihnen liebevolle Pflege, weder achtend die Gefahr
der Ansteckung, noch die großen Opfer ihres Vermögens und ihrer
Kräfte. Ihre Anverwandten sahen, weil die heilige Liebe ihrem
Herzen fremd war, in diesem Krankendienste eine schmähliche Er-
niedrigung, und fügten jetzt dem Spotte, mit dem sie die gottes-
fürchtigen Ehelcute ihrer seltenen Tugend wegen überhäuft hatten,
bittere Verachtung bei. Allein jcnc fanden sich dadurch nur noch
mehr entflammt zu Werken der Liebe, indem sie keine größere Ehre
kannten, als um des Namens Jesu willen Schmach und Verfolgung
zu erdulden. — Nicht nur allein ihr Vermögen, sondern auch den
größten Theil des Erwerbs durch ihre Arbeit, der sie sich unablässig
widmeten, opferten sie der Noth ihrer Mitmenschen.
Bei den vielen Uebungen der Gottseligkeit versäumte Maria
nie die körperliche Arbeit, durch deren Erwerb sie die Armen unter-
stützte, und für sich nur so viel behielt, als die dringendsten Be-
dürfnisse ihres Leibes erforderten. Ihr Gewand war sehr gemein,
und nicht besser waren ihre Nahrung und ihre Liegerstätte. Sie
fastete sehr häufig, ja sogar blieb sie einmal, wie ihr Lebensbeschrei-
ber versichert, von dem Feste der Himmelfahrt des Herrn bis zum
Psingstfeste, also zehn volle Tage, ohne alle Speise, setzte aber da-
bei doch die körperlichen Arbeiten fort, was nicht anders, als durch
wunderbare Kräftigung geschehen konnte. Der Ruf hoher Vollkom-
menheit der gottseligen Maria ward jetzt allgemein; selbst manche
von denen, welche anfänglich derselben gespottet hatten, konnten ihre
ehrfurchtsvolle Bewunderung der getreuen Dienerin Christi nicht ver-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen