Seite - (000484) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
Bild der Seite - (000484) -
Text der Seite - (000484) -
482
Der selige Hermann Joseph, Mönch.
(Am 7. Äpiü.)
Der selige Hermann Joseph wurde in der Stadt (5öln gebo-
ren. Das Jahr seiner Geburt laßt sich nicht angeben. Am wahr-
scheinlichsten wird es in die zweite Hälfte des zwölften Jahrhunderts
gesetzt. Seine Eltern waren angesehene Bürgersleute, die ein be-
deutendes Vermögen besaßen, dasselbe aber — man weiß nicht auf
welche Weise — großen Theils verloren hatten, als dieser Sohn
von Gott ihnen geschenkt wurde. Hermann (d. i. Ehrenmann), —
so wurde der Knabe bei der heiligen Taufe genannt, und der Na-
me Joseph ihm spater beigelegt, — mußte deßhalb in Dürftigkeit
erzogen werden. Er war begab mit Anlagen des Geistes, welche
zu den schönen Hoffnungen berechtigten, die er in der Folge so
herrlich rechtfertigte. Mit seiner äußern Wohlgestalt stimmte das
Innere vollkommen überein. Seine freundliche Miene, sein holder
Blick, und seine einnehmende Rede waren ganz der Ausdruck seines
sanften Gemüthes, und blieben es, so lange er lebte. Mit der
kindlichen Ehrfurcht und dem willigen Gehorsam gegen seine Eltern
und Vorgesetzte verband er fortwährend ein liebevolles, friedfertiges
und zuvorkommendes Betragen gegen seine Gespielen. Frühe ward
sein zartes Herz erfüllt mit inniger Liebe zu Gott und Jesus Ehri-
stus. Sein Lebcnsbeschreiber, der sein Iugendgefährte war, rühmt
insbesondere Hermanns gewissenhafte Bewachung der Zunge. Er
sagt: „Seine Zunge bewachte er von Jugend auf so sorgfältig, daß
wir, die wir mit ihm in einem Hause lebten, nie eine rühm- oder
schmähsüchtige Rede, nie eine Lästerung oder Verwünschung gegen
Jemanden, noch viel weniger eine Lüge oder Verleumdung von ihm
hörten. Nur hie und da ließ er sich von zu großer Gefälligkeit ge-
gen seine Gespielen verleiten, zu verheimlichen, was diese verHeim:
licht wünschten."
Hermann war sieben Jahre alt, als er den klösterlichen Unter-
richt zu besuchen anfing. Die Eltern bestimmten ihn den Wissen-
schaften, denen er sich mit eben so großem Fleiße, als gutem Er-
folge widmete, dabei aber keineswegs die Veredlung des Herzens,
und die Uebungen der Andacht versäumte. In herzlichem Gebethe,
das er alle Tage verrichtete, erflehte er von Gott die Erleuchtung
in heilsamen und nützlichen Erkenntnissen, und Stärke auf der Bahn
der Tugend. Zarte Verehrung bewies er der göttlichen Mutter,
und besuchte sehr oft an Feiertagen, während seine Mitschüler der
Ergötzung genossen, ein Bildniß derselben in einem nahe gelegenen
Kloster. Auf eine recht rührende Weise offenbarte sich da sein kind-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen