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Am 13. Juni. 489
weise, die er fortwährend beobachtete, und sein heiliger Wandel,
durch den er Allen vorleuchtete, ungemein viel beitrug. Nach Ostern
des nämlichen Jahres verließ er Padua, und begab sich in die Ein-
samkeit zu St. Peter, wo einige seiner Brüder Zellen hatten. Diese
sowohl, als Piso, der Eigenthumer dieses Ortes, ein dem Gc-
schlechte und dem Herzen nach hochedler Mann, waren über seine
Ankunft hoch erfreut, und bewiesen ihm die liebevollste Verehrung.
Piso baute ihm eine Zelle, in der er sich nun ganz der Betrachtung
des Ewigen und dem Gebethe, bei dem man ihn oft häufige Thrä-
nen vergießen sah, widmete. Nach kurzer Zeit trat eine solche Ab-
nähme der Kräfte bei ihm ein, daß er nicht mehr gehen, und bald
auch nicht mehr stehen konnte. Er ließ sich, um seinen Brüdern
bei St. Peter nicht beschwerlich zu werden, nach Padua führen;
aber, auf Einrathcn eines Bruders wegen dem lästigen Zubringen
des Volkes nicht in die Stadt, wie er's vorher im Sinne hatte,
sondern in ein, außer der Stadt gelegenes Kloster. Die Krankheit
wird bald tödtlich. Als er sein nahes Ende fühlte, stimmte er ei-
nen Lobgesang zur göttlichen Mutter an, und heftete dann durch
einige Zeit seinen Blick gen Himmel. Die Anwesenden fragten ihn:
was er sehe? Er antwortete: „Ich sehe meinen Herrn." Nicht
lange darnach gab er, heiteren Angesichtes, seinen Geist auf — am
13. Juni 1231, im sechs und dreißigsten Jahre seines Alters.
Sein Leichnam ward zu Padua mit großer Feierlichkeit beerdiget.
— Schon im folgenden Jahre wurde er von Papst Gregor IX.,
der ihn bei Lebzeiten die Arche des Bundes nannte, in die Zahl
der Heiligen erklärt. —
„Den bösen Willen muß der Mensch in sich crtödten, um sei-
nen ganzen Willen mit dem göttlichen zu vereinigen. Die Vollkom-
menheit besteht nicht darin, daß wir die Welt nicht sehen; sondern
darin, daß wir an dem, was in der Welt böse ist, kein Wohlge-
fallen haben. Allerdings kann uns das Sehen gefährlich werden;
indem wir gereizt werden können, das Böse in der Welt zu lieben.
Aber dem entschlossenen Freunde des Guten schadet das Sehen des
Bösen nicht. Mit einem Worte: die Vollkommenheit der Licbe ist
die Vollkommenheit des Lebens. Unsere ersten Christen waren in
der Welt mit dem Leibe, aber nicht mit dem Herzen, und die Voll-
kommenen aus ihnen hörten deßhalb nicht auf, vollkommen zu seyn."
Franz Sales.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen