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556 Der heilige Philippus Benitius, Mönch.
des ewigen Lebens verkündigte zu Avignon, Toulouse, Paris, und
in andern großen Städten Frankreichs; in Flandern, Friesland und
den angränzenden Provinzen, in welchen auch sein Orden schnelle
Aufnahme fand. — Nach zwei Jahren, im Jahre 1274 , kehrte er
nach Italien wieder zurück, um zu Borgo das Generalkapitcl des
Ordens zu halten. Da wollte er stin Amt niederlegen, was ihm
aber so wenig gelang, daß er vielmehr lebenslänglich in demselben
bcstättigct wurde. Im nämlichen Jahre erlangte er bei der zu Lyon
gehaltenen allgemeinen Kirchcnversammlung, bei welcher Papst Gre-
gor X. persönlich den Vorsitz führte, die Bestättigung seines Or-
dens. Auf seiner Re!se nach Lyon, und von da wieder zurück, pre-
digte er allenthalben, wobei sich immcr herrlicher die Gabe offen-
barte, die ihm Gott zur Bekehrung, besonders derer, die in Haß
und Feindschaft lebten, ganz vorzugsweise begnadiget hatte. In
Italien war jetzt mehr, als zuvor, das Feuer der Zwietracht zwi-
schen zwei großen und mächtigen Partheicn, den Anhängern des
Papstes, die man Welsen, und den Anhängern des Kaisers, die man
Gibellincn nannte, entstammt. Der Streit betraf die Investitur, d.
i. die Einsetzung in die geistlichen Pfründen. Dem Eifer des Be-
nitius gelang es, zu Pistoia und an andern Orten die Wuth der
auf's Höchste Erbitterten zu besänftigen, und auch den Frieden zu
Forli herzustellen, wo aber sein Leben großer Gefahr ausgesetzt ward.
Die Aufrührer verhöhnten und mißhandelten ihn mit Schlägen. Er
ließ dessen ungeachtet nicht nach in seiner Bemühung, und hatte end-
lich den Trost, durch seine Sanftmuth und unüberwindliche Geduld,
ihre Wuth zu bändigen, und zu entwaffnen. Einer der heftigsten
war Peregrin Latiozi. Er hatte in seiner Erbitterung den Philipp
schwer mißhandelt. Der sich selbst aufopfernde Muth des Heiligen,
und dessen ausharrende Geduld machten aber auf ihn einen so ticfen
Eindruck, daß er unter vielen Thränen sich zu den Füßen desselben
hinwarf, um Verzeihung bat, und um Beistand im Gebethe ihn
anflehte. Er trat nun auch selbst zu Siena in den Orden der Ser-
viten, wirkte strenge Buße bis zu seinem Lebensende, und starb im
Bußkleide, hingelegt auf Asche, als er achtzig Jahre alt war. Papst
Benedikt XI I I . zählte ihn im Jahre 1726 den Heiligen bei.
Der gänzliche Verfall seiner Gesundheit machte ihn aufmerksam
auf das nahe Lebensende. Vor der Heimreise zu seinem himmli-
schen Vater wollte er seine Klöster noch einmal besuchen, obwohl
es nur mit schmerzlicher Aufopferung geschehen konnte. Als er nach
Todi kam, begab er sich in die Kirche, warf sich vor dem Altare
dcr seligsten Jungfrau auf die Kniee, bethete mit Inbrunst, i'nd
sagte dann: „Das ist der Ort meiner Ruhe für immer." Am fol-
genden Tage hielt er eine rührende Rede über die Herrlichkeit der
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen