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618 Der selige Andreas und dcr heilige Simon :c.
Da sie von Hause wegging, war sie mehr als andere Male, schwer
beklommen, gleichsam als ahnetc sie das fürchterliche Schicksal ihres
zarten Lieblings, den sie eben deßhalb der Obsorge des Patl'en, Jo-
hann Mayer, mit sichentlichcn Bitten empfahl. Allein das Herz
des Elenden war, wie bei dem Verrathcr Judas, verstockt, durch
den argen Mammon, der ihm, wie es wahrscheinlich ist, dienen
mußte, seine Trinklnsi zu befried,qc». Er wartete den gelegenen
Zeitpunkt ab, führte die Hebräer in sem Haus, empfing von ihnen
die verabredete Summe, uno überlieferte den Knaben. Noch waren
sie im Hause, als ein fürchterliches Ungewitter entstand. Die Ar-
beiter eilten vom Felde unter das nächst gelegene Obdach. Um von
ihnen nicht bemerkt zu werden, verbargen sich die Juden in die
Scheune des Johann Maver. Das schauerliche Gewitter versetzte
sie zwar in Schrecken, vermochte aber nicht ihr Gemüth zu erschüt-
lern. Die Natur schien auf eine fürchterliche Weise durch rollende
Blitze und krachenden Donner ihr Entfehcn über iliren Mord:
anschlag zu offenbare» ; sie adcr blieben verstockten Herzens,
gleich ihren unglücklichen Brüdern, die den Sohn Gottes getödtet
hatten. —
Sobald das Nngewitter vorüber, und die keilte zu ihren Ar-
beiten ans das Feld wieder zurückgekehrt waren, machten sich die
Hebräer, auf ein von Johann Mayer gegebenes Zeichen, aus ihren
Schlupfwinkeln hecvor, und führten den arglosen Knaben, gegen den
sie immer »och liebevolle FcclmdIMVtt dcnckcltc», i» den nahe ge-
legenen Birkenwald. Da rissen sie ihm die Kleider vom Leibe,
schnürten ihm mit einer Binde den Hals zu, aber nicht so fest, daß
er ersticken, sondern nur, daß er nicht !a»t schnioi konnte, legten
ihn auf einen großen Stein, der deßhalb den Namen „Judcnstein"
erhielt, öffnete» mit scharfschneidcnden Instrumenten an verschiedenen
Theilen des zarten Körpers die Adern, faßten das Blut mit hölli-
scher Lust in Gefäße auf, und ließen so das unschuldige Schlacht-
opfcr langsamen Todes vciblute». Endlich schnitten sie ihm die
Gurgel ab, hängten den entseelten Leichnam, zu noch größerer Be-
schimpfung des göttlichen Heilandes, an eine Birke auf, und ergrif-
fen, besteckt mit dem Blute der Unschuld, die Flucht, durch welche
sie zwar dem weltlichen Gerichte entgingen, nicht aber dem Straf-
gerichte des allgerechtcn Gottes entfliehen konnten. Der Mord des
unschuldigen Andreas wird nach den wahrscheinlichsten Angaben auf
den l2. Juli 1462 festgesetzt.
Die Legende, gestützt auf mündliche Ueberlieferung, sagt, der
Mutter des Andreas seyen, während ihrer Arbeit auf dem Felde,
frische Blutstropfen auf die Hand gefallen. Dadurch in große Be-
stürzung versetzt, ahnend ein Unglück, das ihrem Kinde begegnet
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen