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Am 2. April. 641
oder die ihm gutherzige Menschen brachten, die ihn besuchten. Un^
ter seinem schlechten Gewände trug er ein härenes Bußklcid. Mit
einem Worte: er führte ein Leben, wie einst die Einsiedler in The?
bais, obgleich er erst fünfzehn Jahre alt war. Nach einiger Zeit
gesellten sich zwei Jünglinge zu ihm, welche die nämliche Lebens^
weise unter seiner Anleitung zu führen entschlossen waren. Es wur-
den drei kleine Zellen, und eine Kapelle erbaut, in welcher sie ge-
meinschaftlich das Lob Gottes sangen. AIs in der Folge mehrere
Andere in die Zahl seiner Schüler aufgenommen werden wollten,
unternahm er mit Bewilligung des Bischofs den Bau eines Klosters
in der Nähe von Paula, wodurch er den Grund zu einem Orden
legte. Wahrscheinlich war entweder jene Kapelle, oder die Kirche
beim neuerbauten Kloster dem heiligen Franziskus von Assis gewid-
met, und deßhalb den neuen Ordensmänncrn der Name .,Einsiedler
des heiligen Franziskus" beigelegt. Jedermann beeiferte sich, dem
Diener Gottes zum Klostcrbau behilflich zu seyn. Selbst Standes-
personcn schafften Materialien herbei, oder legten auf andere Weise
Hand an das Werk. In dem Prozesse der Heiligsprechung des
Franziskus sind verschiedene Wunder eidlich bezeugt, welche Gott
durch ihn bei diesem Baue sowohl, als auch sonst gewirkt hat.
Nachdem seine Jünger in das Kloster eingezogen waren, setzte er
eine Ordnung für sie fest, um sie gleichförmigen Uebungen zu unter-
werfen; er selbst aber blieb bei seiner bisherigen Strenge. Er
schlief zwar nicht mehr auf Steinen, doch hatte er kein anderes
Lager, als ein Brett, oder die bloße Erde; ein Stein oder ein
Baumstamm diente ihm zum Hauptkissen. Erst in seinem hohen
Alter nahm er eine Matte zum Ruhelager an. Die Zeit seines
Schlafes war auf das dringendste Bedürfniß des Körpers berechnet,
nur um die Kräfte zu erhalten, zu seinen Uebungen mit neuem Ei-
fer zurückzukehren. Brod, das er fast immer des Tags nur einmal
zu sich nahm, war seine gewöhnliche Speise, und Wasser sein Ge-
tränk. Nicht selten > besonders vor hohen Festen, brachte er zwei
Tage zu, ohne etwas zu genießen. Seine Ordensregel gründete er
auf die Nächstenliebe, Bußfertigkeit und Demuth. Durch ein vier-
tes Gelübde verpflichtete er seine Jünger zu einem beständigen Fa-
sten; indem er ihnen für immer den Genuß des Fleisches, der Eier,
der Milch, des Käses, der Butter, und alles dessen, was nach den
alten Kirchensatzungen, deren Befolgung er in seiner Genossenschaft
wieder herstellen wollte, an Fasttagen nicht genossen werden durfte,
untersagte. Die Tugend der Nächstenliebe sollte die Seele des Or-
dens seyn, die Glieder derselben auf's innigste mit einander verbin-
den , und zum Heile aller Gläubigen rastlos wirken. Auf daß die
Ordensglieder den einzig wahren und festen Grund der Vollkommen^
Zweiter Band, ' 4l
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen