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758 Der heilige Philippus Neri :c.
ganze Nachte vor den Thurm derselben, insbesondere dci den Rel>:
quien der heiligen Märtyrer auf dem (ial,rtinischen Kirchhofe. Die
Leiden Jesu waren der vorzüglichste Gegenstand seiner ?lndacht.
Nie warf er seinen Blick auf ein Kruzifir, ohne daß Thränen die
zärtlichste Rührung seines Herzens offenbarten. Seine Abtödtung
erstreckte sich bis auf die kleinste» Dinge. .,Auch in jcnen Dingen/'
pflegte er zu sagen, „die nur Kleinigkeiten scheinen, muß man sich
abtödtcn; dadurch lernt man in großen Kämpfen siegen.'' Aus
Liebe zur Armuth »ahm er von seiner Familie nickt medr an, als
ihm unumgänglich nöthig war. In seinem Zimmer sah man, außcr
Büchern, Stuhl und Tisch, nur ein schlechtes Bett. Seine Erho:
lung fand er in den Kirchen und Spitälern.
Nachdem Philipp die gewöhnliche theologische Laufbahn vollen,
det hatte, verlegte er sich einige Zeit noch ganz besonders auf die
heilige Schrift, auf die Kirchenvater und auf das Kirchenrecht, mit
einem Erfolg, welcher ihn, wie der berühmte Baromus bezeugt, u».
ter die gelehrtesten Männer seiner Zeit stellte, weßhalb die berühmte:
sten Lehrer ihn um Rath fragten, und von ihm die schwierigsten
Fragen sich auflösen ließen. Er war's, der den BaroNius zu Bear-
deitung der kirchlichen Denkwürdigkeilen vevanlaßle, und auf dem
harten Wege dieser so schwierigen, als verdienstlichen Ardeit ermum
tcrte, und unterstützte. Sein glühendes Verlangen, sich vollkommen
mit Jesus zu vereinige«, bewog ihn, dem Studium der Wissenschaf:
ten zu entsagen. In seinem drei und zwanzigsten Lebensjahre ver-
kaufte er seme Bücher, vertheilte den Erlös unter die Armen, und
erwarb dafür, da er sich jetzt nur allein mit Gott beschäftigte, in
einem außerordentlichen Grade die Gabe des Gebethes, in welchem
seine Seele unbeschreibliche himmlische Tröstungen genoß. Aus sei-
nem ganzen Aeußern leuchtete hervor, was im Innern seine» Her:
zenS vorging, obgleich seine Demuth die außerordentlichen Gnaden,
die er empfing, zu verbergen, und in allen Dingen die Verachtung
suchte. Oft entbrannte in ihm die göttliche Liebe so sehr, daß ihre
Glut durch heftige Schläge seines Herzens sich offenbarte. Mitten
in der geräuschvollen Stadt Rom führte er lange Zeit ein wahres
Einsiedlerleben, übte alle Arten strenger Abtödtung, und schmachtete
mit heißer Sehnsucht nach vollkommener Vereinigung mit Gott.
Nun wollte er aber auch am Heile seiner Brüder arbeiten, und fing
deßhalb an, die öffentlichen Plätze zu besuchen, um bei jedem An:
lasse seinem Heilande Seelen zu gewinnen, oder doch wenigstens
manche Sünde zu verhüten, Vielfältig ging er jetzt wieder in die
Spitäler, um die Leidenden zu bedienen, und sie zu trösten. Eine»
seits der Anblick der Armen und Hilfsbedürftigen, andererseits die
Herzlosigkeit so Vulcr gegen Armuth und Elend, brachte ihn zum
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen