Seite - (000786) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
Bild der Seite - (000786) -
Text der Seite - (000786) -
784 Der heilige Franziskus von Sales :c.
Bischof erfuhr es, und er schwieg, ohne auch nur die leiseste Auf:
Wallung bemerken zu lafsen.
Da Johann Pater Camus im Jahre 1609 zum Bischöfe von
Belley ernannt worden, bat er den Franz von Sales schriftlich, daß
er ihm die Weihe ertheilen möchte. Dieser bewilligte ihm sein Be-
gchrcn mit desto größerer Freude, da er wußte, daß nur das Ver-
dienst ihn zur bischöflichen Würde erhoben habe. Diese beiden gro-
ßen Männer waren durch die Bande einer innigen und heiligen
Freundschaft vereiniget. Sie besuchten einander alle Jahre, und
hielten Unterredungen über verschiedene Gegenstande des geistlichen
Lebens. In heiligem Frcundschaftsbunde stand Franziskus auch mit
dem großen Vinzentius von Paul, den er in Paris kennen gelernt
hatte, und mit vielen andern Männern gleichen Geistes.
Im Jahre 1610 stiftete er den Orden der Heimsuchung Ma-
ria, durch den außerordentlich viel Gutes gewirkt wurde, wovon eine
ausführlichere Schilderung in der Geschichte der heiligen Johanna
Franziska von Chantal vorkommt.
Die durch so rastlose Anstrengungen geschwächte Gesundheit be-
wog den heiligen Bischof von Genf, sich einen Coadjutor geben zu
laffen. Die Wahl siel nach dem Gutachten des Cardinalerzbischofs
von Mailand, Friedrich von Borromä'o, auf seinen Bruder Johann
Franz von Sales, der im Jahre 1618 zu Turin als Bischof von
Chalcedon geweiht wurde. Obgleich der Heilige nun einen Gehil-
fen hatte, unterließ er doch nicht, alle Obliegenheiten des bischöfli-
chen Amtes zu verrichten. In einer Fasten predigte er auch zu
Grcnoble. Seine Reden öffneten vielen Calvinisten die Augen, und
bewirkten ihre Rückkehr i» den Schoos der heiligen Kirche. Im
Jahre 1619 mußte er den Cardinal von Savoyen nach Paris be-
gleiten. Auch dießmal konnte stin Eifer in der großen Stadt nicht
müßig bleiben. Er hielt die Fastenpredigten in der Kirche zu St.
Andrä, und die Menge der Zuhörer war so groß, daß die Personen
vom höchsten Range kaum einen Platz finden konnten. Irrgläubige
und Sünder gingen nach Anhörung seiner eindringenden Ermahnun-
gen in sich, und begehrten besondere Unterredungen mit ihm, um
vollends über ihre Zweifel Aufklärung zu erhalten. Oft predigte
er zweimal in einem Tage, und als Jemand ihn erinnerte, seine
Gesundheit zu schonen, sagte er lächelnd, daß es ihm weniger Mühe
mache, eine Predigt zu halten, als Entschuldigungen zu finden, sich
davon loszusagen, und setzte bei: ,,Ich bin als Hirt und Verkündi-
ger des Evangeliums aufgestellt worden. Soll nicht jeder das ihm
angewiesene Werk vollziehen?"
Als er nach Anneci zurück gekommen war, brachte man ihm
seine Einkünfte von anderthalb Jahren; allein er wollte sie nicht
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen