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Von der Verehrung der Bilder in der kath. Kirche. i!9
Im alten Bunde war den Juden verboten, geschnitzte Bil-
der zu haben, damit sie als ein abgesondertes heiliges Volk Gottes
von dem Gräuel der Abgötterei und des Götzendienstes entfernt blie-
ben. Da die Juden von abgöttischen Völkern umgeben waren,
welche die Bildnisse der Sonne, des Mondes, oder sogar die Sta-
tuen und Abbildungen der Menschen und Thiere anbctheten, war
Gefahr, daß sie diesen nachahmen möchten, wozu sie in der That
einen sehr großen Hang zeigten. Auch in der ersten christlichen
Kirche waren geistliche Bilder nicht gebräulich. Die ersten christli-
chen Gemeinden wurden aus dem Iudenthum und aus dem Heiden-
thum gesammelt. Den aus dem Iudcnthum bekehrten Christen wäre
der Gebrauch der Bilder, als Nachahmung der heidnischen Abgöt-
terei zum Anstoße, und den aus dem Hcidcnthum bekehrten zur Ge-
fahr geworden, ihren abgöttischen Irrthum fortzusetzen. Erst als
das Heidenthum allenthalben verdrängt, und die christliche Religion
die herrschende, als die Lehre und der Glaube von der Einheit Got-
tes unter den Völkern besser begründet, und eingewurzelt war, hörte
jener Anstoß und diese Gefahr auf, und man machte nun keine
Schwierigkeiten mehr, geistliche Bilder in den Kirchen und auch an-
derswo aufzustellen. Dürfen wir der Geschichte trauen, so war die
Vorstellung des guten Hirten, der ein Schäflein auf seinen Schul-
tern trägt, wenn nicht das allererste, doch eines der ersten Bilder,
welches in den Bcthhäusern der Christen aufgestellt wurde.*) In
der That ein rührendes Bild! Allmahlig vermehrte sich der Gebrauch
der geistlichen Bilder, die aber doch im vierten Jahrhunderte noch
so ungewöhnlich waren, daß Epiphanius, da er in der Stadt Ana-
blatna einen Vorhang beim Eingang in die Kirche antraf, auf wel-
chem ein Bild (Christi oder eines Heiligen, er wußte es selbst nicht)
gemahlt war, denselben zerriß und dem Wächter sagte, man solle
einen armen Todten darein wickeln. Nach dieser Zeit wurden sie
immer zahlreicher in den Kirchen, in den Häusern und an andern
Orten aufgestellt. Man begnügte sich nicht mehr mit bloß gemahl-
ten Bildern, sondern man machte auch geschnitzte, gegossene, aus
Steinen gehauene Figuren und Statuen. Man stellte theils in Ge-
mählden, theils in andern Formen vor das heilige Kreuz, den ge-
kreuzigten Heiland, die heilige Gottesmutter, die Apostel, verschie-
dene Märtyrer und Bckenner, und manche andere Gegenstände aus
der Rcligionsgcschichte. Dabei hatte man die Absicht:
Daß der heilige Lukas die Abbildung unsers Heilandes, der aller-
scligsicn Iungfnui, der heiligen Apostel Petrus und Paulus ver-
fertigt haben soll, wie Nicephorus crzcchlt, ist nicht ausgemacht.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen